Wir lassen uns alle blenden …

Und weil ich so dachte, war ich auch nie für Frauen wie Britta interessant. Denn Britta sehnte sich nach Geborgenheit, nach Nähe, nach Liebe und nicht nach jemandem, der sie auf ihr Äußeres reduziert. In meiner Welt hatten attraktive Menschen keine Probleme. Und auch Menschen mit viel mehr Geld als ich, beneidete ich total. Ich hatte Minderwertigkeitskomplexe und projizierte meine eigene Unzulänglichkeit auf Frauen wie Britta, indem ich sie als oberflächlich abstempelte und wurde neidisch auf Menschen, die scheinbar mehr Geld hatten als ich. Ich war im Mangeldenken. Ich war total unbewusst.

Gleichzeitig fühlte ich mich aber als Opfer, geblendet durch ihr äußeres Erscheinungsbild. Aber habe ich mich jemals getraut, eine Frau wie Britta anzusprechen? Nein. Ich hielt sie ja für unerreichbar. Und aus diesem Grund war Britta auch für mich unerreichbar. Meine Gedanken bildeten meine Welt aus.

In meiner Welt hatten attraktive Menschen keine Probleme

Und auch Menschen wie Bernhard prägten mein törichtes Weltbild. Bernhard wuchs in einem wohlhabenden Haushalt auf. Seine Eltern, beide hoch angesehene Mitglieder unserer Gesellschaft, lobten ihn in den Himmel. Er war ihr ganzer Stolz und sie erfüllten ihm jeden Wunsch. Sie setzen ihm kaum Grenzen und nahmen ihn ständig in Schutz. Er wurde sozusagen verwöhnt. Er bekam all das, wovon andere nur träumten. Er hatte viele Freunde, weil er meistens die Rechnung bezahlte.

Er hielt sich auch selbst für unfehlbar und mächtig, weil es ihm an nichts zu fehlen schien. Er hatte einen einwandfreien Leumund (dank seiner Eltern, die ihn immer wieder aus dem Dreck zogen), er hatte Geld und er schien glücklich.

Leider hatte er nie gelernt, sich in andere hinein zu versetzen. Auch konnte er nicht lernen, Konflikte selbstständig zu lösen. Er kannte weder disziplinarische Konsequenzen, noch kannte er die natürlichen Folgen seines Handelns. Er dachte, ihm gehörte die Welt. Er fährt einen Lamborghini und ist scheinbar erfolgreich im Leben, auch wenn ihm alles zugeflogen kam und er nichts dafür tun musste, außer seine Hand aufzuhalten.


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