Wie verändern sich meine Ansprüche beim Dating ab 30?

Nach insgesamt fast sechs Jahren Online Dating habe ich gemerkt, wie sich mein Swipe Verhalten und allgemein meine Ansprüche verändert haben. Was genau sich verändert hat, darüber habe ich zuletzt viel nachgedacht.

Corona bedingt und auch aus temporärem Desinteresse an verbindungslosem und damit gleichzeitig auch teilweise echt inhaltslosem Sex, ließ ich das Swipen für einige Monate sein. Im Januar beschloss ich, dass ich fortan erstmal keine Lust mehr auf “random Dates” hatte und lieber wieder auf natürlichem Weg jemanden kennenlernen möchte. 

Allerdings war bis Mai alles dicht und somit ergaben sich eher wenig Gelegenheiten, jemanden zufällig zu treffen. Restriktive Personenanzahl und Besuchsverbote regelten den Rest. Man begegnete also auch bei Freunden nicht zufällig neuen Menschen und daher ergaben sich eher selten neue Bekanntschaften.  

Was tun? Erstmal gar nichts. Zeit zu reflektieren

Mir ist auf jeden Fall bewusst geworden, dass ich nicht mehr bereit war, allzu viele Abstriche in Kauf zu nehmen. Ich wurde rigoroser, was die Auswahl betraf. Wenn mich ein Gespräch nicht abholte, hielt ich mich nicht lange mit der Person auf. Auch erzählte ich weniger von mir und wartete länger, bis ich den Chat auf einen anderen Messenger Dienst verlegte. Die typischen Stufen des Online-Datings: App, Messenger, Social Media, Real Life… gefühlt. Alles nur Beobachtungen, keine allgemeingültigen Aussagen.  

Pärchen matche ich auch schon länger nicht mehr, bewusst hatte ich mich dagegen entschieden. Eine Person reicht vorerst. Naja, gern auch länger. Das ist mir zum Beispiel auch bewusst geworden. Nämlich, dass ich mich langsam doch wieder nach etwas längerfristigem, tiefgründigeren sehne, was nicht rein aufs Bett ausgerichtet ist. Mehr als eine Affäre, aber in erster Linie mehr als ein ONS.  

Ruhe und Verlässlichkeit ziehen mich an

Die typischen Feiermenschen, die mich früher oft angezogen haben, weil sie eine gewisse Leichtigkeit versprühen, ziehen mich heute weniger an. Interessanterweise finde ich Männer, die irgendwie zu erkennen geben, dass sie bereits Vater sind, spannend. Keine Ahnung, warum genau das so ist. Ich habe aktuell keinen Babywunsch und sehe mich auch nicht als Ersatzmama für ein “fremdes” Kind. Versteht mich nicht falsch: Ich liebe Kinder – über alles. Aber gerade stehen andere Themen für mich noch im Mittelpunkt. Dennoch strahlt ein Vater beim Online-Dating auf einmal eine ganz andere Anziehungskraft auf mich aus.  

Vor meiner „Pause“ habe ich – zurückblickend betrachtet – auch schon einige Väter gedatet. Entweder sie lebten in offenen Beziehungen, waren geschieden oder getrennt. Sie waren nicht zwangsläufig viel älter als ich, daher zählt das Argument „Daddy-Komplex“ hier nicht wirklich. Aber sie strahlen eine andere Art von Verantwortungsgefühl und Verlässlichkeit aus. Ich liebe es, wie ihre Augen strahlen, wenn sie von ihren Söhnen oder Töchtern sprechen. Eine ehrliche Begeisterung, komplett ohne Maske – so echt. Vielleicht liegt es daran. Ich mag “echte” Menschen. Keine Lust mehr auf “Dinge aus der Nase ziehen” und ruminterpretieren, was wohl wirklich hinter Aussage A und Handlung B steckt. Anstrengend.  

Bei Frauen ist mir aufgefallen, dass ich mich – anfangs noch eher zu jüngeren – jetzt zu älteren Frauen hingezogen fühle. Definitiv. Ich mag es, wenn sie eine gewisse Ruhe und Gelassenheit ausstrahlen. Mir Paroli bieten und sich ernsthaft um Dinge scheren, achtsam sind. Nicht nur sich selbst gegenüber.  


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