Wir lassen uns alle blenden …

Britta dagegen fühlte sich emotional vernachlässigt und fing an ihrem Mann Vorwürfe zu machen. Er würde keine Gefühle zeigen. Stattdessen würde er nur mit seinem Reichtum protzen, also das tun, was er zu Beginn ihrer Beziehung auch tat. Aber damals blendete sie die Möglichkeit aus, dass Bernhard so etwas wie Probleme nicht kannte und dass deswegen emotionale Gespräche auf Augenhöhe nicht möglich sind.

Er fühlte sich von ihrem Erscheinungsbild geblendet. Das Bild was er von ihr hatte, bröckelte. Er gab ihr doch alles, so glaubte er. Da könnte sie ruhig auch ein wenig dankbar sein. Stattdessen textete sie ihn zu mit ihren Problemchen. Er sah sich als Opfer in der Beziehung. Und auch Britta fühlte sich als Opfer.

Zwei Menschen fühlen sich als Opfer

Wir Menschen sehen oft nur das, was wir sehen wollen, vielleicht auch nur das, was wir sehen können. Und manchmal übersehen wir dabei etwas und das nicht, weil der andere es versteckt, sondern weil wir nicht genauer hinschauen. Manchmal flasht uns unser erster Eindruck und vernebelt uns den Blick auf das Wesentliche. Wir verlieben uns manchmal auch nur in eine Hülle, eine Fassade oder gar in den Spiegel, den uns dieser Mensch zur Projektion anbietet.

Wir sehen Menschen ganz oft so, wie wir uns selbst sehen, meistens, oder wir hoffen zumindest, dass sie zu dem Bild passen, was wir von Menschen haben, was wir kennengelernt haben, was also unserer Lebenswirklichkeit entspricht. Und sobald wir erkennen, dass da etwas ist, was wir nicht kennen, was also anders ist, was wir auch nie für denkbar hielten, fallen wir gerne in die Opferrolle. Wir fühlen uns geblendet. Wir fühlen uns missbraucht, sobald Vorwürfe ins Spiel kommen, sobald unser Idealbild von unserem Partner anfängt zu verschwimmen.

Bernhard fühlte sich finanziell ausgenutzt, Britta emotional und körperlich. Hätte Britta sich auf Bernhard eingelassen, wenn sie gewusst hätte, dass er so große Schwierigkeiten hat, sich in andere einzufühlen? Hätte Sie sich in ihn verliebt, wenn sie gewusst hätte, wie er wirklich tickt? Bernhard vermeidet Konflikte konsequent, versucht problembehaftete Themen unter den Teppich zu kehren oder sie mit Geld aus der Welt zu schaffen. War Bernhard vielleicht auch nur eine idealisierte Version ihres Traumprinzen, der ihr sie auf Händen trägt, ihr finanziell alles bietet, dazu möglichst einfühlsam, also wie für sie geschaffen?


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