Zahl der binationalen Ehen steigt…
Tatsächlich hat sich die Zahl der binationalen Ehen in Deutschland in den letzten zwei Jahrzehnten mehr als verdoppelt. Das spricht für eine größere Offenheit bei der Partnerwahl.
„Bei 1,5 Millionen Paaren, die in Deutschland im Jahr 2017 in einem Haushalt zusammen lebten, hatte eine der Personen die deutsche, die andere Person eine ausländische Staatsangehörigkeit.“
Zahl der Woche, Statistisches Bundesamt
Deutsche Männer suchen sich demnach am häufigsten eine Partnerin aus der Türkei (14 Prozent), Polen (neun Prozent) und Russland (acht Prozent).
Bei den deutschen Frauen stehen türkische (19 Prozent), italienische (zwölf Prozent) und Männer aus Österreich (sieben Prozent) hoch im Heiratskurs.
… aber das Scheidungsrisiko ist vergleichsweise hoch
Für die Stabilität dieser (und aller anderen) Beziehungen scheint entscheidend, ob die Lebensgewohnheiten und die Vorstellungen von Familie und Zukunft übereinstimmen. Ebenfalls eine wichtige Komponente ist die Religionszugehörigkeit. Das Scheidungsrisiko ist bei Partnern mit unterschiedlicher Religionszugehörigkeit um 60 Prozent höher als bei Partnern mit gleichem Glauben, fanden Forscher vom Rostocker Zentrum zur Erforschung des demographischen Wandels und der Universität Liverpool heraus.
Insgesamt scheint das Scheidungsriskio binationaler Ehen noch höher als bei Paaren aus denselben Herkunftsländern. Allerdings muss dies zukünftig nicht so bleiben, so prophezeien die Forscher, da die heutigen Migranten viel besser integriert sind als die eingewanderte Elterngeneration, das Zusammenwohnen kann vorher ausprobiert werden und die kulturellen Unterschiede sind weit weniger groß.
Schaut man mit Abstand auf dieses Ergebnis, zeigt sich auch hier, dass die entscheidenden Faktoren für die Stabilität von Beziehungen die Unterschiede bzw. Ähnlichkeit in der Lebensweise, Kultur und Religion, sowie Persönlichkeit, Kommunikation und Alter sind. Und das kann man wohl kaum nur an äußeren Merkmalen, wie der Hautfarbe, die am häufigsten rassistische Vorurteile bestimmt, festmachen.
Wir müssen bewusster handeln
Zusammenfassend und zu unserer Ehrenrettung, lässt sich vielleicht sagen, dass wir uns dieser inneren Muster und Einstellungen in der Regel nicht bewusst sind. Wenn dies allerdings so bleibt, ist unsere Einflussnahme auf die – den eigenen inneren Rassismus – begünstigenden Tendenzen bei der Benutzung von Online-Dating-Apps begrenzt. Umso wichtiger ist es, dass wir dies aktiv ändern und versuchen, uns beim nächsten Wisch auf dem Handy zu fragen, warum ich diesen Typ mit den schwarzen Haaren und Augen nach links gewischt habe. Der allseits empörte Aufschrei über systemimmanenten Alltagsrassismus in den Algorithmen und Filtern der Dating-Apps ist trotzdem allzu überfällig und sollte uns dazu bewegen, über unser Verhalten nachzudenken.
Und ich male jetzt mit meiner Tochter ein Bild mit Menschen verschiedener Herkunft, Hautfarbe und Nationalität. Der Buntstift, unserer eigenen Hautfarbe, heißt ab jetzt nur noch „hellrosaweißlichbeige“. Etwas sperrig vielleicht. Aber immerhin entscheiden wir uns bewusst gegen Alltagsrassismus. Gerade noch entdecke ich im Internet ein Set mit 12 verschiedenen Hautfarben-Buntstiften. Ich bestelle sie sofort. Es lebe die Vielfalt.
Ihr möchtet euch auch näher mit dem Thema Alltagsrassismus beschäftigen dabei eure Verhaltens- und Denkmuster reflektieren? Dann haben wir eine ganz tolle (Hör)-Buchempfehlung für euch: exit RACISM von Tupoka Ogette**.
Tupoka Ogette begleitet ihre Leser (und Hörer) auf einer rassismuskritischen Reise mit Expertenwissen zur Geschichte des Rassismus und unterstützt bei der emotionalen Auseinandersetzung mit dem Thema. Und das, ohne kritisch den Zeigefinger zu heben.
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* Name geändert
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Jana Seelig
Eric Hegmann
Redaktion
Anna Zimt
