No Blacks, no Asians? – (Unser) Alltagsrassismus beim Dating

Wie Vorurteile und unbewusste Präferenzen unser Datingverhalten bestimmen. Wie rasssistisch handeln wir bei der Partnersuche? Wollen wir wirklich nur weiße Menschen daten und schwarze nicht? Warum ist das so?

Rassistisches Dating

Schauen wir uns doch mal an, wie wir Partner suchen und Beziehungen knüpfen. Vor nicht allzu langer Zeit, auch im Zuge von „Black Lives Matter“- Protesten, wurde Kritik an den immer noch verbreiteten „Ethnizitätsfiltern“ bei Dating Apps laut. Diese Filter ermöglichen, dass du innerhalb deiner Hautfarbe nach einer Partnerin, einem Partner suchen kannst. Auch Filter, die nach Nationalität oder Religionszugehörigkeit sortieren, sind nicht unüblich in der Datinglandschaft.

Man könnte nun naiv fragen: Ist das schlimm? Wir haben ja auch Interessensfilter. Fußballfans mögen Menschen, die Fußball mögen, Menschen, die sich für Kunst und Kultur interessieren lieben Kunst- und Kulturinteressierte, und letztlich: Schwarze mögen Schwarze, Weiße eben Weiße. Gemeinsamkeit verbindet. Wie oben erwähnt: Man bleibt halt gern unter sich. Wo ist also das Problem?

Schauen wir nun soziologisch auf das Problem, denn das es eines ist, darin besteht kein Zweifel. Ob man Fußball mag oder nicht oder gern ins Kino geht oder Musik liebt, ob und welche Bücher man liest oder wohin man gerne reist, all das kann eine Rolle spielen, ob uns eine Person sympathisch erscheint oder nicht. Es geht hier um Interessen und Präferenzen für die eine oder andere Sache, Dinge, die wir uns selbst ausgesucht haben und vielleicht auch schon von zuhause kennen, die uns vertraut sind. Wir haben uns mehr oder weniger aktiv dafür entschieden. Beim ersten Date haben wir etwas, worüber wir gemeinsam reden können und fühlen uns gleich etwas näher. Gemeinsame Interessen sind wichtig, ohne Frage.

Auch dabei kann man natürlich böse auf die Nase fallen, denn plötzlich entpuppt sich der Fußballfan als weicheiiger Softi und Füßehochleger und der Kunstliebhaber als hektischer Dauerabenteurer ohne Sinn für Familie. Denn nach dem ersten Eindruck und Kennenlernen kommt eine andere, viel wichtigere Ebene zum Vorschein. Deshalb sage ich als Beziehungs- und Matchingexpertin wieder und wieder, bitte schaut nicht nur auf die gemeinsamen Interessen, sondern auf die dahinter liegende Persönlichkeit. Genau diese ist wichtig und bestimmt, ob ihr zueinander passt und noch in 50 Jahren glücklich miteinander seid.

Was hat die Beziehung nun mit der Hautfarbe zu tun?

Tja, im Grunde rein gar nichts. Die Hautfarbe ist ein askriptives Merkmal, wie Soziologen sagen, also ein Merkmal, das in diesem Falle, „unveränderlich, naturgegeben ist“. Dieses Merkmal hat zunächst einmal nichts, aber auch gar nichts, mit der Persönlichkeit, den Interessen, Gewohnheiten, also eben damit zu tun hat, wie jemand ist und ob er zu mir passt.

Die Hautfarbe hat für sich genommen eigentlich überhaupt keine inhaltliche Relevanz für irgendetwas und auf jeden Fall nichts zu suchen in der Frage, welcher Partner zu mir passt und mich glücklich macht. Hautfarbe sucht man sich nicht aus, wie Fußball oder Kunst. Sie sollte völlig egal sein. Und dennoch begründet sie eine politische Dimension, das ist der eigentliche Skandal.


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