No Blacks, no Asians? – (Unser) Alltagsrassismus beim Dating

Wie Vorurteile und unbewusste Präferenzen unser Datingverhalten bestimmen. Wie rasssistisch handeln wir bei der Partnersuche? Wollen wir wirklich nur weiße Menschen daten und schwarze nicht? Warum ist das so?

Offenen Rassismus geht zurück

Fragt man Benutzer der Dating-Apps, würde kaum jemand offen zugeben, dass er bestimmte ethnische Gruppen nicht datet, weil er sie für „minderwertig“ hält. Offenen Rassismus gibt es heute nur noch in der ganz dumpfen Ecke. Rassismus ist nicht korrekt, weiß jeder. Viel subtiler macht sich eine andere Form des Rassismus breit. Man spricht bei dieser modernen Form von aversivem Rassismus.

Auf der einen Seite wird für Gleichheit und Gerechtigkeit für alle gesellschaftlichen Gruppen eingetreten, auf der anderen Seite aber negative Emotionen gegenüber Schwarzen gehegt und Kontakte vermieden. Das führt zu einem inneren Konflikt, da man sich in der Regel bewusst darüber ist, dass dieses Verhalten unangemessen und vorurteilsbehaftet ist. Es wird häufig damit überkompensiert, sich in der Öffentlichkeit besonders den Verhaltensstandards entsprechend zu verhalten. Dieser aversive Rassismus ist nicht leicht zu enttarnen und führt aber, genauso wie der traditionelle Rassismus, zu Diskriminierung von Minderheiten.

Ähnlichkeit ist anziehend

Natürlich ist es nachvollziehbar und psychologisch gesehen auch nicht völlig verkehrt, sich von Ähnlichkeit angezogen zu fühlen. Ähnlichkeit schafft Vertrauen, reduziert Fremdheit (und Angst vor Unbekannten) und Aushandlungsprozesse und das wiederum macht die Beziehung konfliktfreier.

Das heißt: Mit jemanden aus meiner eignen „Gruppe“ ist die Wahrscheinlichkeit, dass ich jede einzelne Alltagsbanalität ausdiskutieren muss, weil wir unterschiedliche Ansichten darüber haben, wie das Leben funktioniert, sehr viel geringer als mit jemanden, der völlig anders tickt. Nur, und das ist der Knackpunkt, wir ziehen diese Schlüsse aus den falschen Variablen. Es ist nicht die Hautfarbe oder die Körpergröße oder die Haarfarbe, die uns darüber Aufschluss gibt, sondern Persönlichkeitseigenschaften, kulturelle Prägungen und Erfahrungen. Und die Rechnung „andere Hautfarbe = ganz anderes Leben“ geht vor dem Hintergrund der Migrationsbewegungen der letzten 70 Jahre immer seltener richtig gut auf.


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