Offene Beziehung: 7 Regeln, mit denen sie gelingt

Eine offene Beziehung stellt für einige Paare eine echte Option dar. Die Hintergründe des Wunsches, eine monogame Beziehung zu öffnen oder gar nicht erst einzugehen, können vielfältig sein. Sie reichen von blanker Neugierde und Experimentierfreude, über sexuelle Bedürfnisse bis zum Versuch, eine angeknackste Beziehung zu retten. Was allen offenen Partnerschaften gemein sein sollte: Offene Beziehungen brauchen Regeln, damit sie funktionieren können! Wir stellen Ihnen sieben sinnvolle Regeln vor

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Jürgen und Claudia hätten sich zu Beginn ihrer Beziehung sicherlich nicht vorstellen können, dass die Schmetterlinge im Bauch eines Tages so rapide nachlassen würden. Da war den Faltern doch tatsächlich die Puste ausgegangen! Ihre Hochzeit stellte dann den Versuch dar, dem gemeinsamen Idealbild einer Partnerschaft neue Flügel zu verleihen. Doch das alles konnte nicht verhindern, dass nach ein paar Jahren endgültig die Luft raus war – vor allem im Bett. Obwohl sich beide einander emotional nah fühlten, merkten sie, dass ihnen etwas fehlte. Sie langweilten sich in ihrer Beziehung, lebten aneinander vorbei. Ihnen fehlte es an Spannung, Abenteuern und neuen Erfahrungen.

Da für Jürgen Ehrlichkeit immer das oberste Gebot in einer Partnerschaft war und für ihn weder eine heimliche Affäre noch ein Seitensprung infrage kamen, nahm er all seinen Mut zusammen und brachte zum ersten Mal eine offene Beziehung ins Spiel. Zu seiner Überraschung stieß er bei Claudia auf offene Ohren. Auch sie konnte sich vorstellen, dass ihnen beiden die Öffnung der Beziehung guttun würde. Doch wäre ihre Liebe wirklich stabil genug, um den Schritt der Öffnung und das Wissen um sexuelle Erfahrungen außerhalb ihrer Beziehung zu überstehen? Und was würden sie ihren Freunden erzählen? Oder sollten sie alles geheim halten?

Inzwischen sind zwar viele gesellschaftliche Vorurteile offenen Beziehungen gegenüber abgebaut. Auch statistisch betrachtet scheint die offene Beziehung auf dem (leisen) Vormarsch zu sein. Liberale Beziehungsmodelle wie die Polyamorie oder Freundschaft Plus sind ja inzwischen ebenfalls in unserer Gesellschaft angekommen, wenngleich sie quantitativ betrachtet eher weniger häufig gewählt bzw. gelebt werden. Aber würde auch Jürgen und Claudias Umfeld tolerant sein? Fragen über Fragen … Zunächst einmal mussten beide einige Eckpunkte ihres neuen Beziehungsmodells absprechen. So vereinbarten Jürgen und Claudia zunächst einige klare Regeln, auf die weiter unten noch vertieft eingegangen wird.

Doch vielleicht stellen Sie sich gerade ja noch die viel grundsätzlichere Frage, was eine offene Beziehung überhaupt ist und kennzeichnet?

Offene Beziehung: Die Form einer nicht-monogamen Partnerschaft

Grundsätzlich bedeutet das Partnerschaftsmodell einer offenen Beziehung, dass sich beide Partner im gegenseitigen Einverständnis und wissentlich die Freiheit zugestehen, auch andere Partner – vorrangig Sexualpartner – zu haben. Sind die Partner miteinander verheiratet, spricht man auch von offener Ehe. Damit ist auch schon der klare Unterschied zur Affäre angesprochen, in welcher das Fremdgehen verheimlicht wird. Aber auch eine polyamore Partnerschaft grenzt sich von der offenen Beziehung dahingehend ab, dass hier eine Person mehrere Personen liebt und zu jeder der Beteiligten eine Liebesbeziehung pflegt. In der offenen Beziehung gibt es also sozusagen eine „Kernbeziehung“, die einem nicht-monogamen Partnerschaftsmodell folgt.

Vor- und Nachteile einer offenen Beziehung

Der Vorteil einer offenen Beziehung besteht vor allem darin, dass sich beide Partner gegenseitig die Möglichkeit geben, den eigenen sexuellen Wünschen und Bedürfnissen nachzugehen – die sich nicht in der Kernbeziehung erfüllen lassen. Dies kann durchaus entlastend für beide sein, da man nicht mehr vollständig dem sexuellen Erwartungsdruck des Partners ausgesetzt ist (gewissermaßen allein für sein sexuelles Glück „verantwortlich“ zu sein). Gleichzeitig können die außerhalb der Kernbeziehung gemachten Erfahrungen wieder in die Beziehung einfließen, diese gegebenenfalls neu entflammen oder sogar vertiefen. Das Modell der offenen Beziehung konnte tatsächlich schon Partnerschaften retten beziehungsweise substantiell verbessern.

Dennoch ist ein hohes Maß an Vertrauen notwendig. Sicherheit muss bei wechselnden Sexualpartnern selbstverständlich großgeschrieben werden. Wichtig ist aber auch, dass eine offene Beziehung nicht einseitig gelebt werden sollte. Wenn ein Partner dieses Beziehungsmodell lebt und der andere lediglich die Seitensprünge zähneknirschend duldet, entsteht ein Ungleichgewicht, das auf Dauer zu noch mehr Unzufriedenheit bis hin zum großen Liebes-Aus führen kann. Außerdem ist, allen Vorsätzen zum Trotz, Eifersucht einer der häufigsten Beziehungskiller. Das sollte beiden Partnern vorab bewusst sein.


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