Beziehungsanarchie, weil Liebe keine begrenzte Ressource ist

Beziehungen können auch unabhängig voneinander funktionieren

Die meisten Menschen haben nur eine Hand voll wirklich guter Freundschaften, aber es gibt keine Beschränkung dafür, eben mehrere zu haben. Die Beziehung mit jedem Freund und jeder Freundin funktioniert einfach unabhängig von anderen Freundschaften. Und so funktionieren in der Beziehungsanarchie auch Liebesbeziehungen.

Ein Grundsatz in der Beziehungsanarchie ist, keine Forderungen und Ansprüche an eine andere Person zu haben. Menschen verbiegen sich nicht füreinander. Stattdessen finden sie gemeinsam heraus, ob und wie sie miteinander umgehen können. Persönliche Grenzen sollen dabei natürlich nicht übertreten werden. Keine Ansprüche haben bedeutet in dem Zusammenhang, die Freiwilligkeit der Beziehung zu gewährleisten. 

Dafür ist wichtig, dass alle Menschen sich und ihre Grenzen gut kennen, diese kommunizieren können und nicht doch für eine andere Person über ihre Standpunkte hinaus gehen, um Liebe zu beweisen.

Natürlich sind auch die Menschen, die beziehungsanarchistisch leben, mit der hetero-normativen, monogamen Norm unserer Gesellschaft groß geworden und davon geprägt. Deshalb gilt: Alles ist ein Lernprozess. Es ist in Ordnung, wenn man sich mal nicht so stark und sicher fühlt, wie man es sich wünscht. Dann hilft es, mit anderen Menschen darüber zu sprechen, wie sie damit umgehen und sich Verhaltensregeln für solche Situationen zu überlegen.

Dadurch, dass es diese Norm gibt und die meisten Menschen noch nach ihr leben, wird es immer Menschen geben, die die Wertigkeit der Beziehungen von beziehungsanachistischen Menschen in Frage stellen. Gemeinsam kann man jedoch daran arbeiten, dass die eigenen Beziehungen nicht von der Angst vor gesellschaftlichen Normen beeinflusst werden.

Groß geschrieben wird in der Beziehungsanarchie auch die Spontanität. Gemeint ist damit, dass der positive Wunsch vorherrscht, miteinander eine Beziehung zu haben und gemeinsam Zeit zu verbringen. Also das Gegenteil von Pflicht, Aufgaben und Anforderungen. Natürlich dürfen dafür auch Dinge geplant werden, z.B. in zwei Wochen einen gemeinsamen Wochenendtrip zu unternehmen. Aber eben aus Freiwilligkeit und Spontanität heraus und nicht aus Pflichtgefühl.

Vertrauen und offene Kommunikation sind unabdingbar

Damit all das gelingt, sind Vertrauen und offene, ehrliche Kommunikation unabdingbar. Vertrauen in eine Person und die Beziehung miteinander bringt viel mehr, als darin immer nur Bestätigung zu suchen. Wir leben in einer Welt, in der Menschen viel zu oft nicht sagen, was sie meinen. Sie drucksen herum und wir müssen vermuten, was sie denn jetzt gemeint haben. Das funktioniert aber nur auf der Grundlage von Normen, die uns als Interpretationsgrundlage dienen. Beziehungsanarchie liegt aber jenseits dieser Normen. Umso wichtiger ist offene, ehrliche Kommunikation als zentraler Bestandteil, ohne den diese Beziehungen nicht funktionieren können.

Beziehungsanarchie bedeutet nicht, sich niemals auf etwas festlegen zu dürfen. Es geht vielmehr darum, gemeinsam mit anderen EIGENE Vereinbarungen jenseits der herrschenden Normen zu treffen, die bestimmte Verpflichtungen für Liebe notwendig machen. Dadurch entstehen völlig neue Konzepte auch in Bezug auf ein mögliches Zusammenleben und Kinderkriegen.


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