Mit diesem Gedanken kommt Streit erst gar nicht auf

Bevor also harmlose Sätze oder unbewusste Gesten zu Brandbomben werden und sofort Anklage erhoben oder zum Gegenangriff übergegangen wird, sollten wir kurz innehalten und folgendes formulieren: „Die Geschichte, die ich dazu erfinde, ist … (dass du mich nicht mehr liebst, weil du mein Fahrrad nicht repariert hast)“. Das jedenfalls empfiehlt die amerikanische Autorin und promovierte Sozialforscherin Dr. Brené Brown. Und ist damit ganz nah bei Byron Katie, deren erste Frage ihrer Methode „The Work“ lautet: „Ist das wirklich wahr“?

Brown lehrt an der Universität in Houston und hat neben mehreren veröffentlichten Büchern auch eine Online-Methode initiiert, bei der die Teilnehmer motiviert werden, ihre sie beeinträchtigenden Gedanken, Emotionen und Verhaltensweisen zu erforschen und durch bejahende, authentische Alternativen zu ersetzen.

So ist denn auch die logische Konsequenz nach dem Entlarven erfundener „Geschichten“, die eigenen Handlungen oder Worte auf den Prüfstand zu stellen. Und so hoffentlich verletzende Retourkutschen oder Anklagen abzumildern, beziehungsweise gar nicht erst zu starten.

Und was, wenn die Geschichte zwar als unwahr enttarnt wurde, man aber trotzdem verletzt, traurig oder verzweifelt ist? Byron Katie fragt dann: „Wer wärst du ohne den Gedanken?“ Sich das so plastisch wie möglich vorzustellen, bewirkt oft schon, dass man sich besser fühlt. Und zeigt auch, dass wir immer die Wahl haben, welche Geschichten wir erfinden.


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