beziehungsweise-Autor Leonard Anders lernte vor Kurzem eine Frau kennen, mit der vieles auf Anhieb zu passen schien. Dann bekam er eine Textnachricht von ihr, die ihn zweifeln ließ …
Ich bin glücklich. Und ich habe eine wundervolle Frau kennengelernt. Es war Liebe auf den ersten Blick, also zumindest für mich. Als wir uns sahen, wussten wir beide, dass da etwas ist, das wir herausfinden wollen. Und wir lassen uns dafür dieses Mal ganz viel Zeit.
Ich lud sie kürzlich ins Kino ein. Sie sagte auch spontan zu. Doch kurz bevor wir uns dann treffen wollten, schrieb sie mir: „Ich glaube, ich möchte morgen nicht ins Kino gehen. Möchte lieber reden und dafür bietet sich das Kino nicht gerade an.“
Ich dachte sofort, dass sie sich wieder von mir trennen möchte. Ich verstand nämlich: „Wir müssen reden.“ Und Reden muss man – wie ich mich erinnerte – nur wenn einer etwas verändern will, weil sich irgendwas nicht mehr stimmig anfühlt. So war das zumindest bisher in meinem Leben. Immer wenn mir jemand sagte oder schrieb, dass wir reden müssten, folgte eine Veränderung, meistens eine Trennung, die mich dann auch noch sehr schmerzte.
Ich las die Nachricht erneut und erneut. Irgendwie hatte ich das Gefühl, alles, was bisher passiert war, sei nur eine Illusion. Wir haben uns beim ersten Date geküsst, beim zweiten Date sogar Tantra-Yoga gemacht und geknutscht und ich träumte davon, zum ersten Mal in meinem Leben im Kino zu knutschen. Ja, ich habe eine Wunschliste, von kleinen Wünschen und Träumen, also Zielen, die ich erreichen möchte oder Situationen, die ich erleben will. Und dazu gehört auch, ein Mal im Kino in der letzten Reihe sitzend zu knutschen.
Und dann meldete sich der Gedanke oder Glaubenssatz: „Ich bin nicht gut genug!“ Ja, ich fühlte mich wirklich schlecht und ich merkte, wie sehr ich mich gerade abhängig von ihr gemacht hatte. Denn das kann passieren, wenn man seinen Selbstwert durch das Urteil anderer definiert.
Ich bin nur gut, wenn sie mir zustimmt. Also wenn sie will, wie ich will. Dann gibt sie mir das Gefühl, gut genug zu sein. Was für ein Quatsch, dachte ich. Ich fragte mich, warum ich mich gerade wieder selbst in Frage stellen und ihr gleichzeitig so viel Macht über meine Gefühle geben wollte.
Ich überlegte sogar, wieder meinem alten Muster zu folgen und den Kontakt abzubrechen. Mein Unterbewusstsein allerdings tat was anderes. Denn ich antwortete ihr: „Okay, dann ab 19 Uhr bei mir!“