“Waren meine Ex-Freunde am Ende doch besser, als das, was jetzt noch zu haben ist?”

beziehungsweise-Autorin Nina Ponath schreibt darüber, wieso es gar nicht so verwunderlich ist, dass wir Ex-Freunde zurück in unserem Leben haben wollen. 

Zwanzig Männer sind genug“ – so hieß ein Buch, das ich Anfang meiner 20er las. In dem Buch geht es um die 29-jährige Protagonistin Delilah, die aus Angst vor der steigenden Zahl ihrer Sexualpartner versucht, in einem ihrer ehemaligen Ex-Freunde Mr. Right zu finden. 

Ich konnte damals, als ich das Buch las, meine Ex-Freunde noch gut an einer Hand abzählen. Und ohnehin war ich noch nie ein Freund von Zahlen. Dennoch überkam mich damals schon nach dem Lesen die Frage: „Was, wenn einer meiner Verflossenen Mr. Right war?“ 

Ich muss gestehen, dass ich die Frage zwischenzeitlich vergessen habe. So wirklich glaubt man mit Anfang 30 ja ohnehin nicht mehr an einen Mr. Right. Was man hingegen glaubt, wenn man sich abends auf der Tanzfläche umschaut und in verzweifelte, betrunkene Gesichter schaut: „Wirklich schlimmer als die Männer, die hier noch zu haben sind, waren meine Ex-Freunde auch nicht!“ 

Mit zunehmendem Alter stellt man leider immer mehr fest, dass die Leute, die jetzt noch in Dating-Netzwerken oder abends auf Partys zu finden sind, dort oft nicht ohne Grund sind. Sprich, sie sind nicht sonderlich beziehungsfähig oder haben irgendwelche andere geheimen Macken.  

Beispiel gefällig?

Da wäre Cornelius, den ich neulich auf Tinder traf. Laut Profil Ende 30 und auf Fotos eigentlich ganz sympathisch. Bei unserem Wein in der Bar in Winterhude hätte ich den gebotoxten, überheblichen Typen, der da im dunklen Hemd mit Sonnenbrille saß, anhand seiner Bilder nicht erkannt – hätte er nicht meinen Namen gerufen. Schade eigentlich, denn so wäre ich eine unnötig Dating-Erfahrung leichter gewesen. Cornelius erzählte mir rund eine Stunde lang, dass er sich auf Tinder tatsächlich gut 10 Jahre jünger gemacht hätte, da die Mädels, auf die er normalerweise stünde, ein völlig falsches Bild von 50-Jährigen hätten. Er sei ja noch so unternehmungslustig. Und überhaupt, dass er sich jetzt mit mir treffe, einer über 30-Jährigen, sei eine echte Ausnahme. Normalerweise sei 30 seine Grenze.  

So schroff und unsympathisch sind natürlich nicht alle Singles, denen man jetzt noch begegnet. Was mir aber schon häufig passiert ist, sind Dates, die irgendwie nicht in Fahrt kommen, weil beide Beteiligten – ich spreche auch für mich – schon so viele schlechte Erfahrungen gemacht haben, dass sich keiner mehr so recht aus seiner Haut traut. Irgendwie sind wir alle Teil eines großen Haufens an Unvermittelbaren. Und dort noch jemanden zu finden, den man selbst gut findet, und der Dating und der Liebe nicht schon gänzlich abgeschworen hat, ist nicht einfach. Denn DAS muss man sagen, ist eigentlich das größte Problem beim Dating ab einem gewissen Alter: So richtig an die Liebe glaubt keiner mehr.

So fühlen sich Dates oft an, wie ein Bewerbungsgespräch

Irgendwie ein bisschen verkrampft und so, als würden alle Beteiligten nicht ganz auf den Tisch legen wollen, mit wem es ihr Gegenüber da zu tun hat. Wenn wir neuen Menschen keine Chance geben wollen, ist es gar nicht so verwunderlich, dass wir alte Menschen zurück in unser Leben haben wollen. 


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