“Waren meine Ex-Freunde am Ende doch besser, als das, was jetzt noch zu haben ist?”

beziehungsweise-Autorin Nina Ponath schreibt darüber, wieso es gar nicht so verwunderlich ist, dass wir Ex-Freunde zurück in unserem Leben haben wollen. 

Sicherlich hatten meine Ex-Freunde allesamt „ihre Fehler“ (und ich habe einen Haufen eigene, was ich hier fairerweise nicht auslassen will). Sie waren „irgendwie inkompatibel“ mit mir. Die Frage, die ich mir dabei nur stelle, ist: Woher weiß ich, dass die Unterschiede, wegen derer wir uns gestritten haben, wirklich ein Trennungsgrund waren? War das alles wirklich so schlimm? Waren die Differenzen wirklich „unüberbrückbar” oder waren das nicht ganz normale Alltagsprobleme?

Bin ich selbst nicht beziehungsfähig?

Bei allen Unterschieden kann man meinen Ex-Freunden eine Gemeinsamkeit nicht absprechen: Sie alle waren mit mir zusammen. Es könnte also auch sein, dass nicht nur die Männer, die mir heute in Dating-Netzwerken und abends auf der Tanzfläche begegnen nicht sonderlich beziehungsfähig sind. Möglicherweise bin ich es genauso wenig.   

Meine eine Beziehung ging zum Beispiel auseinander, weil wir, wie ein gut eingespieltes Entenpaar, nur noch Dinge zusammen machten und gar nichts Eigenes hatten. Auf Dauer macht so viel Nähe nicht gerade attraktiver, schon richtig. Doch hätte man nicht vorher irgendwie auf die Notbremse drücken können? Bei meinem letzten Ex-Freund war es genau das Gegenteil. Wir hatten beide so viel Freiraum, dass wir eigentlich nur zwei Singles mit ein paar gemeinsamen Wochenendaktivitäten waren. Richtig rosig waren die Beziehungen jeweils also nicht. Aber hätte man die Dinge nicht mit ein wenig Arbeit, ein bisschen Streiten, ein bisschen Reden, irgendwie zurechtrücken können? Ist ja nicht so, als würde man an dem Typen vom letzten Date rein gar nichts zu bemängeln haben. Ein bisschen sind Menschen und Beziehungen immer mit Makeln, Kompromissbereitschaft und Arbeit verbunden.

Wusste ich das damals womöglich noch nicht?  

Mir scheint es jedenfalls, als würde man auch im Dating etwas “altersmilder” werden. Es könnte also gut sein, dass die Gründe, die für das Scheitern vergangener Beziehungen verantwortlich waren, heute gar nicht mehr ins Gewicht fallen würden. 

Meine Freundin Mira, die sich vor drei Jahren von ihrem Ex-Freund-Freund Tim trennte, um dann ein Jahr später wieder mit ihm zusammenzukommen, sieht das ähnlich. „Mein Freund ist immer noch der Mensch, der er vor der Trennung war“, sagt sie, „aber jetzt ist er erwachsener. Männer sind Frauen ja meistens ein bisschen hinterher im Kopf“, sagt Mira, „mich hat es früher vor allem gestört, dass Tim so unselbstständig ist.“  

Tim und sie haben dasselbe Alter. Doch während es für Mira ganz „normal“ war, nach dem Abitur auszuziehen, zu studieren und ihren Haushalt zu schmeißen, fuhr Tim immer noch am Wochenende zu seinen Eltern, um dort zu waschen. Richtig bei Mira einziehen, wollte er damals nicht. Heute, drei Jahre später, wohnen Tim und Mira zusammen. Den Haushalt und die Wäsche teilen sich beide. Für manche Probleme muss man also nicht mal mehr ein Auge zudrücken – sie lösen sich einfach in Luft auf. Miras Beziehung hat die Auszeit auf ein ganz neues Level gehoben.  „Das fühlt sich jetzt viel mehr nach einem Commitment an“, sagt sie, „vor zwei Jahren wäre Tim aber noch nicht so weit gewesen.“ 


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