beziehungsunfähig – was es bedeutet und ob es dich oder deinen Partner betrifft

Beziehungsunfähig ist kein Schicksal, beziehungsunfähig ist nicht einmal eine Diagnose, sagt Paartherapeut und beziehungsweise-Chefredakteur Eric Hegmann.

Alle beziehungsunfähig, alle Narzissten, niemand kann oder will sich mehr binden! Stimmt es, sind wir wirklich die Generation beziehungsunfähig?

Die gute Nachricht zuerst: Nein. Bindung ist ein evolutionäres Bedürfnis, das nicht plötzlich verschwunden ist. Die schlechte kommt nun: Dass wir heute mehr Beziehungen eingehen als jede Generation vor uns und somit auch mehr Trennungen und Zurückweisungen erleben, das macht etwas mit sehr vielen Menschen. Etwas, das neue Begegnungen beeinflusst, das Schutzstrategien aktiviert, welche die Partnersuche beeinflussen und häufig sabotieren und was uns auch in unseren Beziehungen zu Verhaltensweisen treibt, die nicht förderlich sind. Dagegen kann man aber ansteuern, das ist hoffentlich die positive Perspektive.

beziehungsunfähig ist ein Begriff und keine Diagnose

Beginnen wir mit der Partnersuche: Nie war es einfacher, Kontakte außerhalb des eigenen Trampelpfades von Freundeskreis, Arbeits- oder Ausbildungsplatz und Freizeit zu knüpfen wie heute dank Online Dating. Keine Generation zuvor verfügte über diese Möglichkeiten. Deshalb lässt sich feststellen: Wer heute Single ist, hat dafür einen Grund. Entweder fehlen Gelegenheiten, Kontakte mit passenden Partnern zu finden – oder man wählt eben immer wieder unpassende Partner. Also Menschen, die zunächst interessant und passend erscheinen, sich dann aber nicht passend herausstellen.

Das Warum ist hierbei interessant. Denn jeder wählt ja jeden Tag Hunderte Menschen ab, mit denen er oder sie nicht in Kontakt treten möchte. Gleichzeitig wird sehr differenziert ausgewählt, mit wem eine Verbindung eingegangen wird. Das geschieht im Bus oder der Bahn ebenso wie beim Online Dating oder auf einer Party. Niemand gerät an den oder die Falschen. Die wählen wir schon selber aus. Doch diese Auswahl scheint, naja, sagen wir, verbesserungswürdig zu sein. Interessant ist also, sich diese Auswahl genauer anzusehen. Wie erfolgt die und warum liegen wir so häufig daneben? Und was sagt das über uns aus?

Sind Langzeit-Singles also beziehungsunfähig?

Langzeit-Singles sind oft zufrieden mit sich, dem Leben, das sie sich eingerichtet haben und suchen nicht aktiv nach einem Partner, weil sie eine Beziehung als eine Ergänzung zu ihrem Leben sehen – und nicht als etwas, das sie zu ihrem Glück brauchen. Das ist eine Ressource, die sehr attraktiv wirkt. Auf Partnersuchende, die sich einen starken, selbstsicheren Partner an ihrer Seite wünschen. Häufig, weil sie durch viele Trennungserfahrungen sehr verletzt wurden und kaum etwas sehnlicher wünschen als jemanden, der weiß was er will. Diese Menschen sind psychologisch gesehen eher verlustängstlich verortet. Sie neigen dazu, sich Liebe verdienen zu wollen, aus dem Gedanken heraus, dass sie “nicht gut genug” seien. In ihrem Wunsch nun, den Schwarm von sich und seinen Qualitäten zu überzeugen, übersehen sie jedoch leicht, dass das, was der andere will eben nicht das ist, was sie wollen: eine Beziehung. Beziehungsunfähig sind sie jedoch nicht. Möglicherweise vielleicht ist der ein oder die andere bindungsängstlich, aber dazu kommen wir später.

Grundsätzlich ist jeder beziehungsfähig. Beziehungsunfähig gibt es nicht. Aber es gibt etwas, das ich als Beziehungskompetenz bezeichnen möchte. Also die Bereitschaft und die Fähigkeit, dem Partner Aufmerksamkeit zu schenken, mit ihm ein Team zu bilden, sich öffnen zu können, ihm vertrauen zu können. Insofern muss man sagen: Es geht bei beziehungsunfähig oder wenig Beziehungskompetenz nicht um die Dauer der Single-Phase, es geht darum, ob jemand aufgrund von schmerzhaften Beziehungserfahrungen unter Verlustangst oder Bindungsangst leidet und deshalb dauerhaft keinen Partner findet. 

beziehungsunfähig klingt verdächtig nach Bindungsstörung

Es gibt viele Einflüsse, die auf unser Partnerwahl und Partnersuche wirken. Da ist ganz sicher das Bedürfnis nach einer perfekten Beziehung und für die braucht es den perfekten Partner – und um den zu zu finden und zu halten, müssen wir selbst diesem Ideal entsprechen. So viel Druck schadet der Liebe. Klar ist auch: Je größer die Vielfalt unter der wir aussuchen können, umso schwerer die Entscheidung. Allerdings ist das für die meisten Singles ein Luxusproblem: Die weitaus größere Zahl an Partnersuchenden hat den Eindruck, weder Gelegenheit noch Auswahlmöglichkeit zu haben.


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