Offene Beziehung auf dem Dorf – Offen oder heimlich ausleben?

Offene Beziehungen werden nicht immer vom Umfeld akzeptiert. Eine Sorge, die auch unsere anonyme beziehungsweise-Leserin umtreibt. Via Instagram hat sie nach Tipps zum “Outing” ihrer offenen Ehe gefragt und unsere Kolumnistin Anna Zimt teilt gerne ihre Erfahrungen.

Desperate Housewives in Aufruhr!

Als ich gegenüber eines Bekannten diese neue Kolumne erwähnte, erzählte er mir von der Mutter einer Freundin, die nach ihrer Scheidung alleine im Haus und damit in der Nachbarschaft wohnen blieb. Nachdem der Exmann ausgezogen war, veränderte sich etwas in der Stimmung der Nachbarinnen ihr gegenüber. Sie wurde zur Bedrohung und plötzlich mit Argwohn betrachtet. Denn sie war ja nun wieder Single und scheinbar machte sich die Befürchtung breit, sie könne ihnen nun reihenweise die Ehemänner ausspannen. Allein durch diese absurde Unterstellung verlor sie zumindest eine Zeit lang das soziale Ansehen bzw. das Vertrauen der anderen. Diese Geschichte wollte ich für eure Überlegungen nicht unerwähnt lassen. Denn natürlich kann es auch sein, dass sich manche Dorfbewohner*innen plötzlich irrationale Gedanken darum machen, ob ihr es bei der Suche nach einer netten Affäre auch auf ihre Partner*in abgesehen habt. Ich weiß, allein der Gedanke klingt erstmal bescheuert, aber das sind Menschen eben manchmal.

Das Dating outscourcen?

Wenn es euch wichtig ist, eure frische offene Beziehung auszuleben und trotzdem erstmal wie gewohnt und ohne, dass alle davon Wind bekommen weiter zu leben, könnt ihr das Dating auch (erstmal) outsourcen. Das eigene Dorf also aus dem „Jagdrevier“ ausschließen. Vielleicht gibt es eine oder mehrere größere Städte in eurer Nähe, wo ihr jemanden kennenlernen und treffen könnt. Das ist zwar mit Aufwand verbunden, aber eine gute Möglichkeit euch entspannt auszuprobieren, ohne dass es gleich das ganze Dorf mitbekommt. Vielleicht habt ihr auch Freunde, die ihr besuchen könnt. Ich suche gerne mal in anderen Städten nach Abenteuern und magischen Nächten. Für feste Affären kann die Entfernung aber auch irgendwann nervig sein, doch auch da finden sich sicher gute Lösungen.

Es ist einfach kniffelig!

Es ist nicht leicht sich zu entscheiden, ob man die offene Beziehung auch wirklich öffentlich machen will. Wenn jemand im Dorf die erlaubten Treffen mit einer Affäre mitbekommt und als Fremdgehen interpretiert, ist es vielleicht noch rufschädigender, als das Outing selbst. Auf der anderen Seite sind da die Reaktionen des Umfeldes, die euch vielleicht ein schlechtes Gefühl geben oder sogar richtig unglücklich machen könnten.

Ich glaube gerade zu Beginn einer offenen Beziehung und auch bei der Outing-Frage, tut man gut daran sich Zeit zu geben und sich langsam heranzutasten. Erzählt es vielleicht erstmal den allerengsten Freunden, denen ihr vertraut und werdet sicherer darin vor anderen zu euch selbst und der Beziehung zu stehen. Werdet mutiger. Und noch mutiger.

Und wer weiß, vielleicht reagieren die Menschen in eurem Dorf doch gar nicht so negativ auf euch. Vielleicht lernen sie es mit der Zeit toleranter zu werden oder erzählen euch, was hinter deren verschlossenen Vorhängen so alles passiert. Wie schön wäre es in einer Welt zu leben, in der wir alle so sein könnten, wie es uns guttut. Ohne die Befürchtung, dass wir plötzlich schlecht dastehen oder beschimpft werden, weil wir lieben, wen wir lieben oder leben, wie wir leben. Lasst uns gemeinsam daran drehen und etwas verändern. Aber bitte: immer im eigenen Tempo.


Weitere Beiträge aus der Kolumne Nacktativ von Anna Zimt findet ihr hier:


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