Macht das glücklich oder kann das weg? – Warum wir jetzt unser Leben entrümpeln sollten

Unsere Kolumnistin Anna Zimt liegt voll im Trend und hat die Quarantäne genutzt, um ihre Wohnung auszumisten und einmal gründlich Ordnung zu schaffen. Aber warum eigentlich nur die Wohnung …

Ich habe während der Corona Quarantäne gebacken, gekocht, ich habe Tomaten im Minigewächshaus gezogen und den Balkon bepflanzt. Ich habe die Möbel umgestellt, alte klumpige Wimperntusche und Lippenstifte in grellen Farben aussortiert und High Heels aus dem Kleiderschrank verbannt, die höchstens zum Sitzen geeignet sind. Na gut, ich bin ehrlich – sie liegen nicht im Altkleidersack, sondern liebevoll in einem Karton verpackt ganz oben im Schrank für den Notfall. Wer weiß, vielleicht bin ich ja mal wieder irgendwo eingeladen, wo man vorzugsweise beim Gutaussehen ausschließlich sitzend die Gesellschaft anderer genießt und tada, dann habe ich das richtige Schuhwerk für diesen besonderen (wahrscheinlich doch wegen ausschließlich sitzender Tätigkeit spaßfreien) Anlass.

Außerdem und jetzt wird es wichtig, hat uns die liebe Marie Kondo DAS Auswahlkriterium schlechthin beigebracht, wenn es ums Ausmisten geht: „Sparking Joy“ mit folgender Idee dahinter: Versprüht ein Teil beim Anfassen Glücksgefühle, darf es bleiben – ansonsten kommt es weg. Ohne Kompromisse. Und dieses eine Paar Stöckel Schuhe (ok, es waren vier), haben mir Glücksgefühle beschert und witzige Erinnerungen wachgerufen. Also durften sie bleiben.

Marie Kondo hilft beim Ausmisten

Ich hatte pünktlich zum Quarantäne Start – wie so viele andere auch – nach Fräulein Kondos Methode angefangen unsere Wohnung zu entrümpeln, Ordnung zu schaffen und endlich die Dinge anzupacken, die schon seit Jahren auf meiner To-Do-Liste stehen. Mit großem Enthusiasmus und voller Tatendrang ging ich ans Werk. Ganz zum Leidwesen meines Mannes Max, der lieber die freie Zeit genießen und daddeln wollte.

Und nun sitze ich hier auf dem frisch abgesaugten Sofa und blicke grimmig ans andere Ende des Raumes und auf die „Ecke des Schreckens“. Denn an besagtem Ort sammelte sich der klägliche Rest von den Dingen, die noch durchgeschaut und entweder weggegeben, weggeworfen oder in mein neues Ordnungssystem einsortiert werden müssten. Die nervigen Reste halt. Aber ich hatte keine Lust die Sache anzugehen. Seit vier Wochen nicht.

Und während ich so dasitze und auf mein klägliches Restgerümpel schaue, komme ich auf einen Gedanken und damit nicht umhin mich zu fragen, ob wir uns nicht nur von kaputten, überflüssigen oder belastenden Gegenständen verabschieden sollten, sondern vielleicht auch von Beziehungen, Verhaltensmustern, Jobs, schlechten Angewohnheiten, Freundschaften, inneren Glaubenssätzen, Unsicherheiten sowie Komplexen und eingefahrenen Denkmustern. Denn sagt man nicht auch, dass man sich beim Frühjahrsputz auch innerlich reinigt? Sollten wir es nicht wagen, auch dem Restmüll in unserem Leben den Kampf anzusagen?


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