Die verlorene Sorglosigkeit

In ihrer heutigen Kolumne erzählt Gastautorin Jana Seelig, warum sie sich manchmal wünscht, ihre bisherigen Erfahrungen hinter sich lassen zu können, um vor allem an Beziehungen wieder sorglos herangehen zu können

Manchmal liege ich nachts wach und denke nach. Über das Leben. Mein Leben, um genau zu sein. Und ein bisschen auch über das meiner Freunde. Ich denke darüber nach, ob ich eigentlich zufrieden bin mit dem, was ich mache. Und natürlich darüber, ob meine Freunde glücklich sind. Ich glaube, im Großen und Ganzen sind wir das.

Und doch gibt es da Hoffnungen und Träume, die wir uns nicht anzugehen trauen, weil sie weit weg und unerreichbar scheinen. Oder weil wir uns selbst nicht zutrauen, einen anderen Weg einzuschlagen, um das zu bekommen, was wir zum jetzigen Zeitpunkt wollen oder insgeheim schon immer gewollt haben.

Früher, als wir noch klein waren, erschien uns immer alles so leicht, obwohl das natürlich nicht so war, doch uns war irgendwie egal, wenn etwas nicht lief, wie es sollte. Es ging nur um das Hier und Jetzt und um die Zukunft sorgte sich keiner. Wann haben wir eigentlich aufgehört, einfach mal über den Rand zu malen, einfach so, weil wir es können, weil niemand da ist, der es uns verbietet? Also niemand außer uns selbst.

Wann sind aus unseren Grenzen, also Grenzen, die für uns wichtig sind und die nicht jeder überschreiten darf, plötzlich Mauern geworden, die so hoch sind, dass unser Gegenüber nicht mal einen Blick auf uns erhaschen kann? Wir sind nicht verletzlicher geworden. Wir haben einfach nur mehr Angst. Und so wurden aus den Grenzen, die wir uns und anderen gesetzt haben, im Laufe der Zeit Mauern, die kaum noch zu durchbrechen sind.

Ich glaube, diese Angst entsteht aufgrund von Erfahrungen, die jeder von uns gemacht hat. Erfahrungen, die sich nicht noch einmal wiederholen sollen, weil sie einfach scheiße waren, doch insgeheim warten wir darauf, dass jemand kommt, der bereit ist, diese Mauern einzureißen und uns so unter Beweis stellt, dass es jetzt nicht an der Zeit ist, Angst zu haben.


Weitere interessante Beiträge