Die verlorene Sorglosigkeit

Vielleicht kommt diese Angst aber auch daher, dass wir uns ständig fragen, wer oder was wir für eine bestimmte Person sein sollen, dabei geht es doch gar nicht darum, wer man sein soll, sondern darum, wer man ist. Man mag die Menschen, die man mag doch, weil sie sind, wie sie sind, weil sie echt sind und Kanten haben, sowie Ecken, an denen man sich stößt und reibt, weil sie eben nicht einfach sind, sondern facettenreich, heiß und kalt, schwarz und weiß, glatt und rau und alles was dazwischen liegt.

Und trotzdem zieht man sich zurück, weil man denkt, man sei einfach nicht einfach genug, sondern viel zu kompliziert und die Mauern sind gar nicht dazu da, um sich selbst vor etwas zu schützen, sondern dienen bloß dem Schutze derer, die es wagen, uns zu nah zu kommen.

Ich glaube, das ist so ein Punkt, der uns nicht nur in der Liebe ständig einholt, sondern im Leben allgemein. Wir halten uns selbst von Dingen ab, die wir eigentlich machen wollen, weil wir uns einreden, dass wir sie nicht tun können. Entweder, weil sie uns als nicht durchführbar erscheinen, wie zum Beispiel ohne Job oder Wohnung in ein anderes Land abzuhauen und sich dort auf eigene Faust durchzukämpfen, oder aber das Studium zu schmeißen und doch DJane, Künstler oder Backwarenverkäuferin zu werden.

Da sind sie wieder, diese Mauern, die uns schützen sollen, aber letztendlich nur einsperren, denn eigentlich, eigentlich steht uns diese Welt ja offen und wir, wir sind jung und dazu da, Fehler zu machen und die falschen Entscheidungen zu treffen. Wir scheitern, bevor wir angefangen haben, es überhaupt mal zu versuchen. Wir scheitern also an uns selbst.

Es wird allerdings niemand kommen, der diese Mauern für uns einreißt. Allein schon, weil wir niemandem erlauben, das für uns zu tun. Niemand außer uns selbst kann uns unsere Ängste nehmen, niemand kann uns sagen, wann für was der richtige Zeitpunkt ist und niemand kann uns Entscheidungen abnehmen. Weil wir ja genau das auch nicht wollen. Die Kontrolle verlieren.