Liebe ohne Beziehung – geht das?

Beziehungen als Rahmen der Liebe?

Eine Freundin gab in diesem Zusammenhang mal zu bedenken: „Wer behauptet, er würde jemanden lieben, will aber keine Beziehung, macht sich doch was vor! Das ist dann einfach nur Bindungsangst. Wenn sich zwei wirklich lieben, wollen sie auch zusammen sein, Zeit miteinander verbringen, sich binden, also eine Beziehung eingehen.“ Klingt plausibel. Anders ausgedrückt: Eine Beziehung gibt der Liebe einen Rahmen. Manchmal kann die Liebe auch überhaupt erst in diesem Rahmen gedeihen. Beziehungen sind dann der Nährboden der Liebe. Denn wenn Beziehungen gut sind, stabilisieren und festigen sie die Verbindung, fördern sie Vertrauen und Selbstöffnung, Zuwendung und Wertschätzung. Sie stützen die Liebe, auch wenn Beziehungen und Liebe natürlich nicht gleichzusetzen sind, wie oben bei der Beziehung ohne Liebe gesehen.

„Love with Benefits“?

Liebe und Beziehung scheinen oft fließend ineinander überzugehen. Das macht die Frage nach einer „Liebe ohne Beziehung“ auch so kompliziert. Wie würde eine dauerhafte, stabile Liebe ohne Beziehung überhaupt aussehen? Sitzen dann zwei Liebende jeweils auf dem heimischen Sofa und schmachten sich in Gedanken den ganzen Tag lang an, wollen sich aber nicht treffen? Und wenn sie sich doch (regelmäßig) treffen, ist das dann nicht schon eine Art Beziehung, selbst wenn beide diesen Begriff ablehnen? Oder könnte es vielleicht so etwas wie „Love with Benefits“ beziehungsweise Liebe Plus geben? Gar nicht so leicht!

Fazit meines liebesphilosophischen Streifzugs

Als mein Kopf fast schon raucht, komme ich zu meinem persönlichen Fazit: Natürlich „geht“ das irgendwie – eine Liebe ohne Beziehung. Liebe entsteht nicht immer erst in einer Beziehung, also muss es auch das Phänomen einer Liebe ohne Beziehung geben. Genauso, wie es ja auch Beziehungen ohne Liebe gibt. Aber ich persönlich glaube nicht, dass diese „Liebesform“ von Dauer sein kann, wenn sie nicht unglücklich enden soll. Die Liebe scheint sich offenbar nach jenem Zustand der Verbundenheit zu sehnen, den wir Beziehung nennen.

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André Martens ist Philosoph und Psychologe. Er schreibt leidenschaftlich gern - nicht zuletzt über die Liebe. Ob wir uns diesem Phänomen mit Worten tatsächlich annähern können, ist seine große Lebensfrage. Und solange er die Antwort nicht kennt, schreibt er fleißig weiter.

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