Was Männer damit zu tun haben und tun können
Oft wird die Ängstlichkeit der Frauen von Männern belächelt. Bei einer mittelgradig ausgeprägten Angst vor Spinnen mag das ja noch hinnehmbar sein. Aber auch nur dann, wenn es keine echte Phobie ist. Denn Ängste sollte man grundsätzlich ernst nehmen und vor allem mit dem eigenen Verhalten dazu beitragen, diese beim anderen nicht auch noch zu verstärken. Da können Männer einiges tun. Denn die Ängste der Frauen sind keine Macke, eingeredet oder gar vorgetäuscht, um den beschützenden Arm des Mannes zu beanspruchen, sondern ein strukturelles gesellschaftliches Problem. Es sollte nicht notwendig sein, dass wir uns schützen müssen.
Dafür muss ein Bewusstsein herrschen. Auch bei Männern. Bis dahin ist es gut, dass es sowas wie das „Heimwegtelefon“ und die „KommGutHeim“ App gibt und wir uns darüber austauschen, wie wir uns gegen Catcalling zur Wehr setzen können. Wenn Männer verstehen, wie unsere Angst funktioniert und sie nicht ignorieren, abtun oder gar mit dem eigenen Verhalten verstärken, würden sie uns sehr helfen. Und letztlich kann die wortwörtlich helfende Hand eines der Wundermittel sein. Denn laut Experiment löst sich ihr Angstgefühl ganz schnell in Wohlgefallen auf, wenn er ihr die Hand hält, um eine schlimme Situation durchzustehen. Das schafft er aber nur, wenn sie sich in einer vertrauensvollen und glücklichen Partnerschaft wähnt.
Wie sich Frauen selbst helfen können
Wenn wir uns nun fragen, wie wir uns selbst helfen können, lautet die goldene Regel: Sich austauschen und laut werden. Das ist in vielerlei Hinsicht die richtige Strategie. Es meint vor allem, nicht darüber Stillschweigen zu bewahren, sondern jede als Übergriff empfundene Situation zur Sprache oder auch zur Anzeige zu bringen. Es geht nicht darum, etwas auszuhalten und vor allem dürfen wir nicht verstummen. Wir sollten sprechen und zur Not auch laut werden. Generell hilft es, andere mit einzubeziehen, sowohl in das Thema allgemein als auch in einer speziellen Situation.
Macht auf euch aufmerksam, Mädels, und wenn gerade keiner da ist, wenn ihr euch beim Spaziergang verfolgt fühlt, dann nehmt das Telefon und tut so, als ob ihr telefoniert. Gewalt gegen Frauen mag keine Zuschauer, sie passiert in der Regel hinter verschlossen Türen oder wenn es keiner sehen kann.
Gewalt bedeutet immer Kapitulation und das Ende. Auch der Beziehung. Es bedeutet, sich zu verabschieden.
Unsere Angst ist sicher in vielen Fällen kein schlechter Berater, aber auf keinen Fall ein guter Begleiter. Auch wenn wir derzeit vielleicht noch nicht ganz ohne sie auskommen, aber besser ist es sich auszukennen, auszutauschen und sich mit ihr nicht allein zu fühlen. Das schafft Selbstbewusstsein. Und weder die Angst noch die Gewalt sind Freundinnen des Selbstbewusstseins. Auf lange Sicht könnten wir sie so vielleicht besiegen.