Wir wollten uns anders und besser trennen als die anderen

Wegen ihrer Kinder wollten Louisa und Philip keinen Rosenkrieg und keine getrennten Wohnungen, als ihre Ehe zerbrach. Doch jetzt hat Louisa einen neuen Freund und Philip stellt das Nestmodell in Frage. Die Geschichte einer Trennung, aufgezeichnet von beziehungsweise-Autorin Birgit Ehrenberg

Louisa und Philip sind der Inbegriff eines Paares, von dem alle anerkennend und sogar ein wenig neidisch sagen, die gehen durch dick und dünn, die sind immer durch dick und dünn gegangen, die werden immer durch dick und dünn gehen. Tun sie auch, allerdings nicht mehr als ein turtelndes Liebespaar. Bei Louisa und Philip ist die Luft raus aus der Ehe, sie haben sich offiziell getrennt.

Aber sie sind die hingabevollen Eltern von Carla und Max, sieben und zehn Jahre alt, und wollen ihrem Nachwuchs weiterhin das bestmögliche Umfeld bieten. Louisa und Philip möchten trotz der Trennung perfekte Eltern bleiben. Sie haben das Ideal, ihre Kinder weiterhin Seite an Seite liebevoll zu versorgen und zu erziehen – in einer Wohnung, in jener, in der die Familie seit vielen Jahren lebt und sich wohlfühlt. „Nestmodell“ heißt das, kein Betreuen in getrennten Wohnungen, heute Papa hier, morgen Mama da, sondern gemeinsames Kümmern in den vier Wänden, in denen man sich auch während der Zeit der Partnerschaft gekümmert hat.

Diese Entscheidung fiel aus Liebe zu den Kindern, um ihnen das ewige Hin und Her mit dem kleinen Rucksack zu ersparen, um ihnen das Zuhause zu erhalten – und auch aus pragmatischen Gründen: Louisa und Philip können sich in der Großstadt Hamburg nicht zwei Wohnungen erlauben, jedenfalls nicht zwei Wohnungen, die es an Größe und Komfort mit der jetzigen Wohnung aufnehmen könnten.

Ein Jahr lang geht alles gut unter einem Dach, ein harmonisches Familienleben ohne Eheleben, doch jetzt hat Louisa einen Freund. Eine echte Herausforderung für Philip, er dreht fast durch, obwohl er schwört, dass er Louisa nicht mehr als Frau sieht und begehrt.

Vielleicht ist Philip nicht eifersüchtig, sondern neidisch?

„Es ist keine Eifersucht, die mir, die uns das Leben gerade echt schwer macht“ beteuert Philip. „Wir haben uns ohne Drama getrennt, Louisa und ich. Die Leidenschaft hat sich nach und nach und fast schmerzfrei aus unserer Liebe hinausgeschlichen. Die Male, die wir in den letzten Jahren Sex gehabt haben, können wir an einer Hand abzählen. Klar, wir waren und sind richtig gute Freunde, neben der erotischen Frau-Mann-Ebene hatten und haben wir ein ausgesprochen kumpelhaftes Verhältnis, herrlich finde ich das. Louisa ist die perfekte Frau zum Pferdestehlen. Eine Frau, die zugleich Kumpel ist, das kann unsexy sein, ich weiß. Aber wir haben nicht wie Brüderlein und Schwesterlein gelebt und geliebt, im Gegenteil. Gerade, weil wir so prächtig harmoniert haben, hatten wir oft Lust aufeinander.

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