Sie konnte ihm nicht verzeihen, dass er das Kind nicht wollte

Die Entscheidung lag bei Judith

„Jan hat sich dafür entschuldigt, dass er taktlos war, er hat es damit erklärt, dass er eben wirklich Angst hatte, dass wir unser Leben verlieren, unser Glück, unsere Harmonie, dass ein drittes Kind einfach nicht passt. Ich habe das geschluckt. Jan und ich, wir haben nicht darüber diskutiert, ob ich das Kind behalte. Jan hat gesagt, dass die Entscheidung bei mir liegt, dass er sie natürlich mitträgt. Doch es war anders als bei Felix und Carl, es war keine Freude bei Jan zu sehen oder zu spüren, vielleicht die Bereitschaft, Verantwortung zu tragen, das schon, reine Kopfsache, Pflichtgefühl, aber kein Funken Liebe. Als ich ihm die Nachrichten von den Schwangerschaften mit Felix und Carl brachte, hatte er einen lieben Gesichtsausdruck, ganz weich und unendlich gerührt.“

„Ich habe gute Miene zum bösen Spiel gemacht“

Judith macht keine Anstalten, Jan zu überreden, dass Baby doch zu wollen, sie erzählt auch niemandem von der Schwangerschaft, sie macht alles mit sich allein ab, sie fährt ein Wochenende allein weg, dann steht ihr Entschluss fest: Schwangerschaftsabbruch. Sie geht zu einer Beratung, macht einen Termin in einer Klinik, sie besteht darauf, allein zu dem Termin zu gehen. Jan holt sie nach dem Eingriff ab.

„Wir haben im Auto nur geschwiegen“ erzählt Judith. „Und im Grunde genommen hat dieses Schweigen bis heute angehalten. Unser Leben ging weiter, unser gutes Leben, ich habe sozusagen gute Miene zum bösen Spiel gemacht, ich habe mir nichts anmerken lassen. Wir haben sogar miteinander geschlafen, Jan und ich, mittlerweile war er sterilisiert. Doch ich fühlte nichts beim Sex, ich fühlte nur Rosa, ich war noch schwanger. In mir war dieses Kind, in Leib und Seele.


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