Warum manche Frauen immer die Geliebte sind

Sie geraten immer an vergebene Männer: Manche Frauen scheinen ein Abo auf die Rolle der Geliebten gewonnen zu haben. Schicksal oder ein unbewusstes Muster? Und wie steht es um die Verantwortung und das Gewissen? 

Das Bild der Geliebten, die nur die guten und entspannten Seiten “ihres” Partners erlebt, während die Frau zuhause sich mit dessen Alltagssorgen herumärgern muss, ist nach meiner Erfahrung ein schwer vereinfachtes Klischee. Ein Versuch, die Geliebte zur Täterin, zur Bösen zu machen, während der Mann das verführte Opfer geben darf. So schwarz-weiß ist aber das wahre Leben nicht gezeichnet.

In der Beratung erlebe ich nicht die selbstbewusste Femme Fatale, die sich wenig um Moral und Ethik schert, der alles egal ist außer ihrem eigenen Vorteil. Meist sind es Frauen, die sich unerwartet und unverhofft in einen Mann verliebten, der ihnen vorspielte, erreichbar zu sein. Die Botschaft, dass da zuhause Frau und vielleicht Kind warten, die wird erst verkündet, wenn es für die Geliebte zu spät ist, denn da wurde ihr diese Rolle bereits zugeteilt.

Für Außenstehende mag es ganz einfach sein: Dann jagt sie den Mann zum Teufel, informiert vielleicht noch die Betrogene, damit sei weiß, mit wem sie da eigentlich zusammen ist und zieht weiter. Wir sagen aber gleichzeitig ja auch: Liebe darf und muss alles. Wahre Liebe ist es wert, dass um sie gekämpft wird. Ein wenig Leid gehört zur Liebe dazu. Danach wäre die Geliebte, die selbst Betrogene ist, durchaus berechtigt, um den Mann zu kämpfen. Denn auch das Argument ist ja immer wieder zu hören: geht ein Partner fremd, dann ist die Beziehung sowieso zerrüttet.

Wenn es nur so einfach wäre. Eine Klientin von mir, die aber ihren Namen nicht lesen möchte, wusste über ein Jahr nicht, dass der Mann, mit dem sie eine Fernbeziehung führte, verheiratet war. Er hatte ihr erzählt, er sei frisch geschieden, mit der Ex würde er sich nur noch der Kinder wegen treffen … Als die Geschichte aufflog, fühlte sich die Betrügerin betrogen – aber gleichzeitig war aus der Verliebtheit in dem einen Jahr längst mehr, nämlich Liebe, geworden. Die wollte sie nicht kampflos aufgeben. Alle Versuche scheiterten jedoch.


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