Sex im Alter: Warum stellen wir uns so an?

Sex mit Ü60? Was für eine Aussicht!

Einige Forschung hat ergeben, dass ältere Menschen sehr zufrieden mit ihrer Sexualität sind. Zwar nehmen Häufigkeit und Umfang der Gedanken und Anstrengungen, die in die sexuellen Aspekte des Lebens investiert werden, ab, aber im Erleben von Gefühlen, wie Intimität und Geborgenheit, unterscheiden sich ältere kaum von jüngeren Menschen. Im Gegenteil gibt es Hinweise darauf, dass das Alter mit dem Erwerb von Fähigkeiten verbunden sein könnte, die den altersbedingten Rückgang, der mit der Quantität im Zusammenhang stehenden Zufriedenheit, kompensieren können. In diesem Zusammenhang wird auch von „sexueller Weisheit“ gesprochen. Mit den Jahren fühlen sich Menschen oft wohler in ihrem Körper, sind abenteuerlustiger und selbstbewusster, neue Dinge auszuprobieren. Sie sind gelassener, weniger darauf erpicht, den anderen zu beeindrucken und weniger von Leistung angetrieben als von der Freude am Genießen. Das kann befreiend wirken und Sexualität spielerischer und leichter machen.

Da Sexualität im Alter gerade in langjährigen Partnerschaften ausgelebt wird, kann die abnehmende Häufigkeit auch mit der Dauer der Partnerschaft zu tun haben, denn, das wissen wir aus der Forschung, die Beziehungsdauer hat einen maßgeblichen Einfluss auf die Sexhäufigkeit. So ist es überhaupt nicht verwunderlich, dass frisch verliebte 65-Jährige viel häufiger miteinander Sex haben, als ein Paar mit Mitte 30, das sich schon zehn Jahre kennt.

Und wie ist es mit den körperlichen Einschränkungen? Dazu lässt sich sagen, dass wir gesünder altern und die meisten von uns mit 80 viel weniger gebrechlich sein werden, als wir unsere Großeltern in diesem Alter in Erinnerung haben. Außerdem hat uns die Pharmaindustrie für alle Fälle und segensreich Viagra, Gleitmittel und Co. beschert, was vielen Älteren noch bis ins hohe Alter eine uneingeschränkte Sexualität ermöglicht. Außerdem, und auch das berichten Senioren, wird Sexualität nicht nur im konventionellen Geschlechtsakt, sondern von vielen als bereichernde Erfahrung und Ausprobieren verschiedener Techniken zur Stimulation und Lustgewinnung erlebt. Gerade wenn das sexuelle Verlangen oder der hormonelle Druck im Alter nachlassen (und das scheint Tatsache zu sein), kann, so sagt die Autorin und Sexualforscherin Emily Nagorski, die Methode des „responsive desire“ sehr erfolgversprechend sein. Das bedeutet nichts anderes als – statt darauf zu warten, dass Lust (von allein) entsteht – sich zuerst körperlich zu stimulieren, um auf Touren zu kommen. Eine einfache Methode um Lust und Erregung zu entwickeln.

Insofern sind es doch alles andere als öde Aussichten, die experimentierfreudigen und sexuell befreiten Jahre kommen erst noch! Freuen wir uns darauf!


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