Warum Beziehungen auch Vollmachten benötigen

Eigentlich war das schon fast ein kleiner Heiratsantrag, fand ich. Dies meinem Freund begreiflich zu machen, war jedoch nicht leicht. Die Stimmung unseres Gesprächs wurde immer ernster. Was, wenn mein Freund diesen Liebesbeweis nicht erwidern würde? Wenn es ihm egal wäre, ob er erfahren dürfte, was mir fehlt, falls ich es ihm nicht mehr selbst sagen könnte. Oder er gar dagegen wäre, dass ich im Notfall sensible Informationen über ihn erhalte.

Bange Minuten des Wartens durchlebte ich, bevor mich mein Herzblatt endlich erlöste. „Na gut, wenn es dir Sicherheit gibt, machen wir das. Aber nun lass uns wieder an die guten Zeiten denken, die kommen werden.” Und tatsächlich, seine Unterschrift auf diesem eigentlich schnöden Papier gab mir ein gutes Gefühl. Es gab mir die Sicherheit, dass wir, auch im Notfall, dort sein könnten, wo ein Partner sein sollte: an der Seite seines Herzensmenschen. Mit allen Informationen, die notwendig sind.

Die Schweigepflichtentbindung ist nicht das einzige Dokument, das Paare, die sich eine gemeinsame Zukunft vorstellen, aber nicht verheiratet sind, anschauen sollten. Was passiert zum Beispiel mit der gemeinsamen Wohnung, wenn ein Partner aufgrund eines Unfalls nicht dazu in der Lage ist, auf sein Konto zuzugreifen und die Miete zu überweisen?

In diesem Fall sollte man sich zusammen die Kontovollmacht genauer anschauen. Schließlich ist es nicht nur die Miete, die regelmäßig überwiesen werden will. Dafür braucht es übrigens keine generelle Kontovollmacht, für akute Notfälle reicht eine Vollmacht für den Fall der Fürsorgebedürftigkeit. Diese greift erst, wenn derjenige, dem das Konto gehört, nicht mehr in der Lage dazu ist, Bankgeschäfte zu tätigen (Unfall, schwere Krankheit, Pflegebedürftigkeit).

Im Zuge unseres ernsten Gespräches über die Schweigepflichtentbindung haben wir auch dieses Thema beleuchtet. Wir für uns haben allerdings beschlossen, die Kontovollmacht erst in Betracht zu ziehen, wenn irgendwann doch die Hochzeitsglocken läuten sollten.

Es ist wichtig, diese ernsten Dinge zu besprechen. Ja, sie können Angst machen, aber sie können auch Sicherheit geben.

Weitere Informationen zum Thema finden Sie hier:


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