Mein Partner ist völlig empathielos. Was tun?

Es gibt Menschen, die können sich nicht in andere hineinversetzen. Sie haben kein Einfühlungsvermögen und ihnen fällt es schwer, die Perspektive des anderen zu übernehmen. Für soziale Beziehungen, insbesondere für Partnerschaften, ist das Fehlen von Empathie eine Herausforderung.

In einer Partnerschaft kann dies sehr belastend sein bzw. eine solche verhindern, denn ein „ich fühle, was Du fühlst“, „ich bin bei Dir“ und das Gefühl der Seelenverwandtschaft wird ohne Empathie nicht entstehen können. Und es bedeutet noch mehr. Denn: wo kein Leid geteilt wird, wird auch keine Freude geteilt. Glück allein, macht aber keine Partnerschaft. Wenn dein Partner sich nicht mit dir freuen kann, wenn du eine wichtige Prüfung bestanden hast, es ihn kalt lässt, wenn du traurig bist, weil deine Oma krank ist oder eure Tochter weinend aus der Schule kommt, weil sie sich mit ihrer Freundin gestritten hat, dann lässt sich eigentlich nicht von einem Miteinander sprechen. Empathie ist in jeder Partnerschaft der Nährboden für das Entstehen einer gemeinsamen Geschichte. Ohne Einfühlungsvermögen wird es schwer, die Bedürfnisse und Wünsche des Partners zu erkennen und auf sie einzugehen.  

Was tun, wenn der Partner völlig empathielos ist? 

Zunächst hilft es genau hinzuschauen, ob der Partner wirklich keine Empathie besitzt (das ist sehr selten) oder nur einfach weniger als du selbst. Dass Menschen unterschiedlich einfühlsam sind, ist völlig normal. Und natürlich wirst du dich, wenn du sehr empathisch bist, schnell fragen, warum deine Partnerin oder dein Partner nicht sofort jede deiner Stimmungen erspüren kann. Du kannst es schließlich auch. Die Durchlässigkeit für die Gefühle anderer ist aber nicht jedem im selben Maße gegeben und manchmal braucht es ein wenig Unterstützung, um auf die Signale des anderen achten und sie richtig interpretieren zu können. Hier bist du gefragt, deinem Partner auf die Sprünge zu helfen. Ihm also deutlich zu machen, was du dir von ihm wünscht. Obwohl die Fähigkeit zur Empathie angeboren ist, so kann man sie auch später noch (bis zu einem gewissen Grad) lernen bzw. weiter ausbauen. Die Grundvoraussetzung dafür ist es, genau hinzuschauen und zuzuhören. Empathie beginnt mit der Wahrnehmung des anderen. Und damit, die ganze Aufmerksamkeit auf den anderen und das Hier und Jetzt zu richten: „Wie geht es meiner/m Partner/in gerade?“. Erkenne, was den anderen bewegt und verstehe es, könnte die Aufgabe für den weniger einfühlsamen Partner lauten.  

Eine Herausforderung ist, dass der weniger empathische Partner oft gar keinen Leidensdruck verspürt und damit die Motivation zur Änderung des eigenen Verhaltens gering ist. Dies liegt natürlich im Wesen des Problems, denn das Leid des anderen (mit der Empathielosigkeit des Partners) kann dieser nun einmal nicht in derselben Weise empfinden. Der Schlüssel liegt hier in der gemeinsamen Bewusstmachung des unterschiedlichen Empfindens und Einfühlungsvermögen. Es ist gut, wenn der empathische Partner dem weniger einfühlsamen hin und wieder zu erkennen hilft, wann sein Zuhören, Nachfragen und seine ungeteilte Aufmerksamkeit erforderlich ist. Wenn man die Schwächen und Stärken des Partners kennt, dann lassen sich daraus entstehende Schwierigkeiten durchaus mit Humor betrachten. Vorwürfe nützen wenig bis gar nichts, denn letztlich ist es ein Unvermögen, keine bewusste Verletzung des anderen.  

Andere Gründe für Desinteresse?

Manchmal steckt hinter dem scheinbaren Desinteresse und Unverständnis für die Belange des anderen auch etwas ganz anderes. Ein hintergründig schwelender Konflikt oder viel Stress kann uns im Wege stehen, uns in den anderen einzufühlen. Auch zum Selbstschutz schotten wir uns manchmal von den Gefühlen anderer ab. All dies gilt es zu hinterfragen, bevor wir vorschnell darüber urteilen, ob der Partner oder die Partnerin völlig empathielos ist – denn das sind zum Glück nur sehr wenige Menschen. Und diese haben dann regelhaft auch andere (pathologische) Auffälligkeiten, die es allgemein schwerer machen, soziale Bindungen zu leben und aufrecht zu erhalten.  

Schlussendlich muss jedoch festgehalten werden: Ohne Empathie wird es keine Beziehung und keine Liebe geben. Wenn dein Partner empathielos ist, wirst du dich allein gelassen fühlen. Es kann kein Vertrauen und keine Intimität entstehen. Nur das Miteinander schreibt die gemeinsame Geschichte. Solltest du also wirklich den Eindruck haben, dein Partner besitzt nicht dieses Mindestmaß an Empathie und hat selbst nach gemeinsamen Gesprächen und Analyse des Problems, keine Motivation, diese zu lernen, dann solltest du dir überlegen, ob du glücklich werden kannst mit einem Partner, den dein Innerstes nicht berührt.  


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