Mein Partner ist völlig empathielos. Was tun?

Es gibt Menschen, die können sich nicht in andere hineinversetzen. Sie haben kein Einfühlungsvermögen und ihnen fällt es schwer, die Perspektive des anderen zu übernehmen. Für soziale Beziehungen, insbesondere für Partnerschaften, ist das Fehlen von Empathie eine Herausforderung.

Für Mira ist klar, warum ihre Beziehung gerade nicht gut läuft. Es liegt einfach daran, dass Max sich nicht in sie hineinversetzen kann. Als ihr Partner ist er völlig empathielos und versteht einfach nicht, dass sie sich seit der Meinungsverschiedenheit mit ihrer Kollegin nicht mehr wohl im Büro fühlt und unter der angespannten Situation leidet. Sie fühlt sich von ihm allein gelassen. Max hingegen versteht ihr Problem nicht. Seiner Meinung nach ist gar nichts passiert. Er wusste schon am nächsten Tag, nachdem sie ihm davon erzählt hatte, nicht mehr, worum es eigentlich ging. Für Mira ist das sehr verletzend. Wie kann es sein, dass er vergisst, was sie so belastet?  Es schert ihn einfach nicht. Das kann doch keine Liebe sein, sonst würde er mit ihr fühlen, oder etwa nicht?  

Was ist Empathie? 

Empathie wird als die Fähigkeit beschrieben, sich in andere Menschen hineinversetzen zu können, d.h. ihre Gedanken und Gefühle zu verstehen. Sich in andere Menschen einzufühlen, bedeutet auch, die Grenzen der eigenen Wahrnehmung zu überschreiten. Wir lassen uns vom Außen berühren. Werden durchlässig für die Gefühle anderer. Wir erkennen, dass jemand leidet oder Sorgen hat, erspüren unterschwellige Konflikte in einer Gruppe. Wir sind in der Lage, hinter die Fassade zu blicken und zu begreifen, was unter der Oberfläche vor sich geht. Empathische Menschen sind gute Beobachter und gleichzeitig fähig, Erspürtes zu interpretieren. Dies gelingt nur mit einer reichen Vorstellungswelt und Empfindsamkeit.

Oft verwenden wir im Deutschen den Begriff der Empathie gleichbedeutend mit dem Begriff des Mitgefühls. Während Empathie vor allem eine Art (angeborene) Resonanzfähigkeit beschreibt, also das Teilen und auch Erleben eines Gefühls, hat Mitgefühl noch eine andere, fürsorgliche Dimension. Mittels Empathie können wir uns in den anderen hineinversetzen. Mittels Mitgefühl, können wir füreinander sorgen. Empathie und Mitgefühl sind Kernkompetenzen für das Miteinander in sozialen Beziehungen. Fehlen sie, gibt es Schwierigkeiten. Die gute Nachricht ist: Beide Eigenschaften lassen sich trainieren.

Woran erkenne ich empathielose Menschen? 

Einfühlungsvermögen ist nicht bei allen Menschen gleich verteilt. Weniger emphatischen Menschen entgehen oft wichtige Details des Alltags. Sie leben, im extremen Fall, in ihrer eigenen Welt und sind nicht empfänglich für die Gefühle anderer. Es scheint ihnen nicht von Interesse und entgeht ihnen schlicht, was um sie herum und mit anderen Menschen passiert. Sie wirken oft egoistisch, was aber nicht zwangsläufig so sein muss. Sie haben einfach nicht die Gabe, empfänglich für die Gefühle anderer zu sein. Deshalb wirken sie ausschließlich mit sich selbst beschäftigt. Sie begreifen die Welt nicht innerlich. Es kommt bei ihnen nicht an, was andere Menschen beschäftigt. Wie der Elefant im Porzellanladen treten sie auf, wenn sie ungeachtet der Gefühle anderer etwas sagen, was diese irritiert oder verletzt. Wo sie auf der einen Seite nicht berührt sind, wenn jemand weint oder traurig ist, so können sie sich auch nicht mit jemanden freuen, wenn dieser glücklich ist. Die Stimmung anderer kann sie nicht mitreißen oder begeistern, was ihre Welt ganz sicher weniger reich und bunt macht.  

Was bedeutet Empathie für die Partnerschaft? 

Einfühlungsvermögen ist eine der wichtigsten Eigenschaften, um soziale Beziehungen zu verstehen und mit anderen Menschen in Verbindung zu treten. Es ist das Zusammentreffen zweier Menschen in einem Gefühl. Nur wenn ich die Gefühle eines anderen wahrnehmen und verstehen kann, kann Verbundenheit, Nähe und Vertrauen entstehen. Die wichtigsten Grundpfeiler einer Beziehung. Wenn mein Partner meine Sorgen und Ängste nicht verstehen kann und völlig empathielos ist, dann fühle ich mich allein gelassen. Ohne Verstehen und Einfühlen in die Belange des anderen, ist auch wenig Unterstützung zu erwarten.


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