Hilfe! Ich bin neidisch auf meinen Mann

Sich in einer Beziehung für die Erfolge des anderen zu freuen, kann ein besonders schönes Gefühl sein. Doch es kann auch zu Neid kommen. Wie sich das anfühlt, beschreibt Christiane Spooren.

Mein Mann wurde vor Kurzem befördert. Schön für ihn. Und ich? Sitze hier mit bekleckertem Shirt inmitten von Tut-Tut-Flitzern. Und plötzlich spüre ich, dass ich neidisch auf meinen Mann bin.

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„Schatz, ich werde Abteilungsleiter, kannst du dir das vorstellen?“, jubelte er. „Echt wahr? Das ist ja mega! Ich freue mich so für dich. Du hast es wirklich verdient.“ Ich freute mich aufrichtig für ihn. Er hat hart und lang darauf hingearbeitet. Und er war gut in seinem Job. Wir gingen zur Feier des Tages schick essen, schmiedeten Pläne – also er, ich weniger – und zelebrierten die große Karriere, die ihm bevorstand. Ich gönnte ihm diesen Moment und war stolz auf ihn. Aber als wir abends im Bett lagen, brodelte in mir, was ich den ganzen Tag über zu ignorieren versucht habe: Neid. Ich war tatsächlich neidisch auf meinen Mann.

Träume aus vergangener Zeit

Ich hatte auch mal Träume. Da wollte ich auch Karriere machen, hoch hinaus, an die Spitze. Aber dafür entschied ich mich für den falschen Arbeitgeber und verliebte mich dummerweise auch noch heftig in diesen Job. Bald hatte ich hier alles erreicht, weiter hoch ging es nicht. Doch in ein größeres Unternehmen wechseln wollte ich nicht. Ich fand mich damit ab. Schließlich ist mir ein Job, den ich liebe, wichtiger als Karriere. Und lange Zeit störte es mich überhaupt nicht.

Der andere Job

Und dann ist da ja noch mein anderer never ending Fulltime-Job: Mama sein. Mein Mann und ich hatten vorher alles besprochen. Ich war absolut fein damit, Teilzeit zu arbeiten und Mama zu sein. Ich freute mich sogar darauf, kürzer zu treten für unsere Familie. Endlich mehr Quality Time daheim.

Aber… 

Ich wälzte mich im Bett von rechts nach links, zog die Decke bis unters Kinn, nur um mich dann wieder freizustrampeln. Natürlich wollte ich nicht neidisch auf den Erfolg meines Mannes sein. Ich wollte mich nicht darüber ärgern, dass es bei mir nicht so gelaufen ist. Mich auch nicht an meine Träume erinnern, die ich bereitwillig in den Vorratsschrank gepackt hatte. Für später. Aber wann würde dieses Später kommen? Warum kam es bei meinem Mann schon jetzt? Und warum um alles in der Welt wurmte mich das so???

Reden hilft immer – auch, wenn man neidisch auf den eigenen Mann ist

Am nächsten Morgen wachte ich total gerädert auf.

„Alles okay bei dir? Du siehst furchtbar aus“, begrüßte mich mein Mann in der Küche und schmiss sofort die Kaffeemaschine an.

„Nicht so gut geschlafen“, murmelte ich.

„Bedrückt dich etwas? Oder haben wir gestern zu viel Wein getrunken?“

„Weiß nicht.“ Ich mied seinen Blick.

„Na komm, sag es mir. Hast du Angst, dass ich nachher weniger Zeit für euch habe? Ich verspreche, dass ihr immer an erster Stelle steht und ich mir die Zeit nehmen werden – auch wenn am Anfang sicher etwas mehr Arbeit auf mich zukommt. Aber das kriegen…“

„Das ist es nicht“, unterbrach ich ihn. Doch wie sagt man seinem Mann, dass man neidisch auf ihn ist?

Gemeinsam schaffen wir das

„Ich wollte auch mal Karriere machen und fesche Abteilungsleiterin werden oder sowas. Und jetzt bist du es. Und ich freue mich so für dich, du hast es echt verdient. Aber gleichzeitig nervt es mich, weil ich hier versauere. Und dass mich das nervt, nervt mich nur noch mehr. Und…“

Er zog mich in seine Arme und drückte mich fest an sich. „Hey, hey, hey. Alles gut. Willst du das denn jetzt immer noch?“

Ich ließ die Arme kraftlos hängen. „Ja. Nein. Vielleicht. Ich weiß auch nicht.“ Er strich mir sanft über den Rücken.

„Wenn du das wirklich willst, dann gehen wir es zusammen an. Jetzt ist vielleicht nicht der ideale Zeitpunkt dafür, aber wenn der Kleine etwas größer ist und ich ein bisschen Zeit in meiner neuen Position hatte, dann schauen wir uns nach einer anderen Stelle für dich um. Wir bekommen das hin. Wenn du das willst.“


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