Die (Un-)Wirklichkeit meiner Ehe

Was ändert sich, wenn man heiratet? Was gewinnt eine Beziehung durch den Bund fürs Leben?

Früher habe ich mir gar nicht viele Gedanken darüber gemacht, ob ich eines Tages meinen persönlichen Frosch finden, küssen und mit ihm bis zum Lebensende zusammen glücklich sein würde. Die Vorstellung, eines Tages verheiratet zu sein, kam mir stets ein wenig unwirklich vor, fast schon fremdartig. Wie das schon klingt: heiraten, verheiratet sein. Den Bund fürs Leben eingegangen sein. Sich gänzlich einer einzigen Person verschrieben haben. Die Ehe war für mich ein fremdes, noch unbereistes Land.

Wie in einer Wasserrutsche

Doch irgendwann lernte ich meinen heutigen Mann kennen und nach einiger Zeit beschlossen wir, zusammenzuziehen und somit das Wagnis einzugehen, unsere Leben künftig auch örtlich zusammen zu verbringen, morgens wie abends. Und wie die Monate so vergingen, bemerkten wir, wie unglaublich schön sich das anfühlte. Es war, als gingen wir im Schwimmbad gemeinsam rutschen. In einer dieser großen Wasserrutschen mit ganz vielen Spiralen, in denen mit jeder Kurve die Freude steigt. Irgendwann fühlte sich die Vorstellung gar nicht mehr so eigenwillig an, statt von „meinem Freund“ bald von „meinem Mann“ zu sprechen. So heirateten wir schließlich und es war die goldrichtige Entscheidung.

Kurz vor der Hochzeit stiegen dann aber doch noch einige Fragen in mir auf. Wie würde wohl unser Ehealltag sein? Würden wir uns irgendwann auf die Nerven gehen? Strömte da so viel Liebe durch unsere Herzen, dass sie für zwei hoffentlich lange Leben reichen würde? Würde sich das alles, unsere Ehe, immer noch genauso spannend und prickelnd anfühlen, wie unsere Beziehung zuvor, insbesondere unsere ersten Monate, in denen wir fast blind vor Verrücktsein nach dem anderen waren?

Meine Befürchtungen waren unberechtigt

Die Wirklichkeit meiner Ehe ist, dass meine Zweifel und meine Befürchtungen unberechtigt waren. Es fühlt sich unendlich gut an, mich auch „förmlich“ an meinen Lieblingsmenschen gebunden zu haben und ihm auf eine ganz besondere Weise alle Tage meines Lebens nahe zu sein, gleich, ob wir uns am selben Ort befinden oder nicht. Die Wirklichkeit ist aber auch: Natürlich verändern sich zwei Menschen im Laufe einer Langzeitbeziehung. Und natürlich ändert sich auch das Miteinander. Aber bei uns sicherlich nicht zum Schlechteren. Es wandelt sich ganz einfach. Manche laute Gesten von früher brauchen wir gar nicht mehr, weil wir spüren, wie nah wir uns sind. Dafür entdecken wir heute gemeinsam viele Dinge, die uns im Überschwang der ersten Zeit gar nicht aufgefallen waren. Die leisen und tiefen Seiten des Zusammenseins.


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