Was macht die Nähe-Phobie (nach Corona) mit uns?

Sieht man sich auf der Straße um, könnte man fast schon den Eindruck gewinnen, die Corona-Pandemie sei vorbei. Immer mehr Menschen tummeln sich in den wieder eröffneten Cafés und auch Bars und Restaurants scheinen ein beliebtes Ausflugsziel zu sein. Das kann man natürlich sehr kritisch beäugen, denn natürlich ist die Gefahr, sich und andere mit dem Virus anzustecken genauso hoch wie Mitte März.

Auf der anderen Seite allerdings war die Phase der Isolation für sehr viele Menschen mit so hohen emotionalen Belastungen verbunden, dass es natürlich irgendwo verständlich ist, dass sie nun wieder nach draußen gehen und ihre Freunde und Familie sehen wollen – wenn auch in den meisten Fällen, die ich beobachten konnte, nur mit einem gewissen Sicherheitsabstand dazwischen und der Mund-Nase-Maske in Reichweite.

Von einer Normalität, wie wir sie kennen, sind wir also nach wie vor ziemlich weit entfernt. Wie lange das wohl noch so weitergehen wird, da sind sich Virologen und Politiker gleichermaßen uneinig. Fakt ist nur: das Thema Corona wird uns noch eine ganze Weile beschäftigen – und somit auch Auswirkungen auf unsere zwischenmenschlichen Beziehungen haben.

Die fast vollständige Reduktion von Körperkontakt zu anderen Menschen, die mir nahestehen – außer meinem Freund – ging an mir während der Zeit des „Lockdowns“ nicht spurlos vorbei und ich weiß aus Gesprächen mit anderen Personen, dass ich da nicht die Einzige bin. Zwar hatte ich meinen Partner, den ich küssen konnte, der mich weiterhin in den Arm nahm und mit dem ich auch Sex haben konnte und kann, doch ich fühle ich mich aufgrund der Distanz zu meinem engeren Umfeld nach wie vor einsamer als vor der Corona-Krise. Und das, obwohl die Anzahl und Intensität meiner Kontakte dank Videotelefonie gleich geblieben ist. Es ist die körperliche Nähe, die mir fehlt – selbst wenn es nur eine Umarmung zur Begrüßung ist.


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