Was soll nur aus uns werden?

Kann sich aus etwas Lockerem etwas Festes entwickeln? Ja, wie diese Geschichte beweist. Aber es gehört eine Menge Mut dazu, zu seinen Gefühlen zu stehen. Denn sonst machen sich zwei Menschen gegenseitig etwas vor und sabotieren dadurch ihr Glück.

Meine Liebe,

Es tut mir leid, dass ich mich nicht mehr gemeldet habe. Ich musste mir selbst erst einmal klar werden, was ich dir überhaupt sagen will. Aber so sang- und klanglos wollte ich unsere Geschichte nicht enden lassen.

Ich verstehe ehrlich gesagt immer noch nicht, warum du Schluss gemacht hast. Für mich war es von Anfang an toll mit dir. Du bist unkompliziert, witzig und natürlich unfassbar attraktiv. Mehr noch: Du übst eine Anziehung auf mich aus, der ich nur schwer widerstehen kann. Bist du in meiner Nähe, will ich dich am liebsten sofort ins Bett ziehen, kein Stückchen Stoff zwischen uns lassen und über dich herfallen.

Aber das ist nicht alles, was ich an dir – an uns – mag. Du bist wahrscheinlich die Einzige, die meinen schlüpfrigen Humor gut findet. Wir können stundenlang über Nonsens philosophieren. Sind wir gemeinsam unterwegs, genieße ich es, dir meine Welt zu zeigen oder mehr aus deiner zu sehen.

Da ist es, das Geständnis

Also ja. Ich gebe es zu: Ich habe Gefühle für dich. Hätte es sonst so lange so gut funktioniert? Ich habe dir aus zwei Gründen nichts davon erzählt: Einerseits hatte ich Angst, du würdest Schluss machen (was sich jetzt ja auch bestätigt). Andererseits habe ich es mir lange Zeit gar nicht eingestanden. Du hast ja immer klar und deutlich kommuniziert, dass eine Beziehung für dich nicht in Frage kommt. Also habe ich die Möglichkeit, mich in dich zu verlieben, für mich selbst ausgeschlossen. Tja, Herz ist stärker als Kopf.

Ich respektiere deine Entscheidung. Was bleibt mir anderes übrig? Aber du sollst eins wissen: Du bist ein wundervoller Mensch. Dass du dich mir körperlich so öffnen kannst, aber gleichzeitig emotional so verschließt, finde ich schade. Ich wünschte, ich wäre derjenige, den du in dein Herz hinein lässt. Aber wer es auch wird, er kann sich glücklich schätzen.

Pass auf dich auf.

Und nun?

Ich schlucke schwer. Ein riesiger Kloß sitzt in meinem Hals. Ich fasse nicht, was ich da lese. Ich dachte mir zwar schon, dass er Gefühle für mich hegt, aber es jetzt schwarz auf weiß zu lesen, macht es so real. Wir waren uns doch von Anfang an einig, dass das mit uns nur auf körperlicher Ebene bleibt. Warum wollte ich das eigentlich so dringend? In seiner Nähe ging es mir doch gut. Wenn ich es mir genau überlege, ist er exakt der Mann, den ich mir immer gewünscht habe.

Ein zu großes Risiko

Dennoch … Nein, ich hätte ihn nicht näher an mich heranlassen können. Viel zu hoch war das Risiko, dass er mich verletzt. Und jetzt habe ich ihn verletzt. Ich presse meine Handballen in die Augenhöhlen. Wenn ich mir vorstelle, wie er jetzt allein zuhause sitzt, auf dem Bett, in dem wir uns unzählige Male ineinander verschlungen herumwühlten, dann schnürt es mir die Kehle zu. Will ich das wirklich? Oder habe ich nur Angst?

Das macht doch alles keinen Sinn.

Andere suchen ihr Leben lang nach dem richtigen Match. Und ich bekomme hier einen tollen Mann auf dem Silbertablett serviert und schiebe es weg? Das ist doch idiotisch. Aber bin ich bereit, nicht nur körperlich sondern auch emotional komplett nackt vor ihn zu treten? Ihm alles von mir zu zeigen? All die Enttäuschungen, den Schmerz, die geplatzten Hoffnungen, die noch in mir schlummern? Und wenn ich ihm zu viel aufbürde? Wenn ich mich in ihm täusche und es wieder nicht klappt? Was dann?

Meine Liebe

Ich werfe einen Blick auf den Brief. Meine Liebe. Das hat er mir manchmal ins Ohr geflüstert, wenn wir erschöpft und schwitzend in den Kissen lagen und ich meinen Kopf auf seiner Brust ruhen ließ. Vollkommen zufrieden und … glücklich.

Ich stehe auf, greife nach meinen Schlüsseln und verlasse blitzartig die Wohnung. Doch diesmal renne ich nicht weg.


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