Ist das noch Freundschaft?

„Das, was ihr da führt, ist doch keine Freundschaft!“ Unsere anonyme beziehungsweise-Leserin empfindet die Bewertung ihrer Beziehung durch Außenstehende als übergriffig. Sie wünscht sich mehr Respekt vor der Einzigartigkeit jeder Beziehung und jedes Beziehungsmodells

Wie oft ist es schon passiert, dass Leute von außerhalb meine Beziehungen und Freundschaften kritisiert, beurteilt oder schlechtgemacht haben.

Aber wer entscheidet, was genau Freundschaft ist?

Gibt es Kriterien, die erfüllt werden müssen, um die Beziehung zwischen zwei Menschen als Freundschaft bezeichnen zu können?

Gemeinsame Interessen? Wie oft man einander sieht? Entfernung? Alter? Geschlecht? Hautfarbe oder Religion?

Ist es nur eine Freundschaft, wenn man sich regelmäßig trifft? Kann man überhaupt mit jemandem befreundet sein, der zehn Jahre jünger oder älter ist als man selbst? Muss man sich regelmäßig bei dem anderen melden oder an Geburtstagen etc. auftauchen, damit man es als Freundschaft bezeichnen kann? Freundschaft unter Arbeitskollegen: Kann das überhaupt funktionieren? Und was ist, wenn man sich voneinander entfremdet? Kann man sich dann wieder anfreunden?

Zu all diesen Fragen existieren unzählige Meinungen, Ansichten und Vorurteile.

Ich denke, jeder Mensch legt seine eigenen Kriterien fest, was er von einem Freund erwartet, worüber er hinwegsehen kann und was ihm guttut. Sind diese Kriterien alle erfüllt, entscheidet er, ob er die andere Person in seinem Leben haben möchte oder nicht. Und alle diese Kriterien sind völlig legitim.

Vertritt jemand die Meinung, dass es nur eine Freundschaft ist, wenn man sich auch regelmäßig sieht, ist dies völlig in Ordnung. Kann man sich nur mit anderen Menschen anfreunden, die dieselben oder ähnliche Dinge mögen? Auch okay.

Das Leben und vor allem Beziehungen sind nicht schwarz oder weiß. Es gibt wundervolle Grautöne dazwischen. Vielleicht die Nachbarin, die zwanzig Jahre älter ist und ihren Freund mit ihrer Lebenserfahrung bereichert und die andersherum von dem „jüngeren Leichtsinn“ des Partners profitiert.


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