Wenn die Trennung schwerfällt (obwohl sie nötig ist) …

Warum stellen Menschen eigene Wünsche und Vorstellungen hinter die Bedürfnisse des Partners?

Tun sie das wirklich? Manchmal reden sie sich das ein – eine Schutzstrategie. Sie entscheiden sich gegen die Trennung letztlich deshalb, weil sie einen wie auch immer gearteten Vorteil im Bleiben vermuten. Grund hierfür: die Angst vor dem Neuen. So schrecklich das Bewährte sein mag: Es ist vertraut, man kann sich mit seiner so genannten Komfortzone arrangieren – obwohl die oft von außen betrachtet keine Spur komfortabel ist. Diese Menschen mussten oft eine schwere Verletzung ihres Selbstwertes erleben. Ihnen fällt eine Trennung grundsätzlich schwer. Sie benötigen zunächst Hilfe und Unterstützung, diesen zu stärken, um dann selbstbewusst Grenzen ziehen zu können. Wer beispielsweise in eine emotionale Abhängigkeit geraten ist, hält oft für eine lange Zeit die dysfunktionale Dynamik, die Manipulationen und die Drohungen für eine Form von Liebe.

Ein Gedanke, der bei der Entscheidung für oder gegen eine Trennung hilft

Ich frage unglückliche Paare oft, wie sie sich wohl fühlen würden, wenn sie in fünf Jahren in derselben Stimmung und mit den immer noch ungelösten Konflikten weiterhin in der Paartherapie sitzen müssten. Ist da Optimismus? Oder überwiegt die Resignation? Der Blick nach vorne entlarvt häufig, dass der Blick zurück von Nostalgie getrübt ist. Dadurch wird auch die Gegenwart anders beurteilt. Es macht einen Unterschied, ob man etwas erlebt und durchgestanden hat oder ob man weiß, all der Schmerz kommt immer wieder neu auf mich zu. Als Antwort auf diese Frage werden mir oft sehr düstere Szenarien erzählt: von Abwertung bis Drohung, von Gewalt bis Manipulation. Viele davon lassen sich unter „emotionale Abhängigkeiten“ zusammenfassen und da gilt es dann herauszufinden, wo die Co-Abhängigkeit die Trennung verhindert. Aber wenn Sie tatsächlich der Gedanke erschüttert, mit jemandem in fünf Jahren weiterhin dieselben ungelösten Konflikte wie heute diskutieren zu müssen, dann ist eine Veränderung unerlässlich. Diese kann dann leider auch die Trennung bedeuten.


Weitere interessante Beiträge