Das bisschen Haushalt erledigt meine Mutter, sagt mein Mann…

Denken Männer so? Hauptsache, es ist sauber, egal, wer es macht?

„Wie soll ich mit diesem Kerl eine Familie gründen? Das ist ein echter Vertrauensbruch“ sagt Annika wütend. „Nie hätte ich gedacht, dass Felix zu solchen Mitteln greift, ich finde das unterirdisch, ich finde das peinlich. Ich komme früher nach Hause, ich bin ganz panisch, als ich die Wohnung betrete und Geräusche höre. Hier sind Einbrecher, denke ich. Und dann steht die Mutter von Felix mit dem Wischeimer vor mir. Sie ist davon ausgegangen, dass ich mich freue, es soll eine Überraschung sein, das hatte Felix verschwörerisch zu ihr gesagt. Ich war außer mir. Fast hätte ich die Mutter rausgeschmissen, wobei, eigentlich kann sie nichts dafür. Sie hat es gut gemeint. Aber wenn sie Felix nicht dermaßen verwöhnt hätte, wäre es kein Thema, dass ihr erwachsener Sohn es nicht geradezu absurd findet, dass sie seinen Dreck wegmacht.

Als Felix nach Hause kam, saßen seine Mutter und ich in der Küche. Er hat nicht wirklich verstanden, worüber ich mich aufrege. Hauptsache, es ist sauber, hat er gesagt. Und er hat mir sogar noch vorgeschlagen, dass seine Mutter regelmäßig zum Putzen zu uns kommen möge. Sie habe Zeit und Lust, es koste kein Geld, wo sei das Problem? Für uns ist das eine prima Erleichterung, mein Schatz, meinte Felix und sah dabei aus, als hätte er die genialste Idee aller Zeiten gehabt.

Für Annika ist Felix einfach ein armseliges Muttersöhnchen

„Ich habe Felix noch nie angeschrien“ sagt Annika, „in diesem Moment ist mir allerdings der Kragen geplatzt. Das Problem ist, dass ein Mann, der so etwas ernsthaft von sich gibt, dass seine Mutter bei uns putzt, kein erwachsener Mann ist, der Verantwortung für sich und seine Partnerin trägt, sondern er ist eine arme Wurst, ein Muttersöhnchen. Ich erkenne Felix nicht wieder. Hat das in ihm geschlummert, der ewig kleine Junge, der nach Mama ruft? Ich weiß, dass seine Mutter ihn sehr liebt und alles für ihn getan hat und tut, Felix ist ihr einziges Kind. Mir ist er trotzdem nie wie ein Muttersöhnchen vorgekommen. Ein Mann, der es nicht gebacken kriegt, das Bad zu schrubben und Mutti anrücken lässt, ist allerdings ein ausgewachsenes Muttersöhnchen. Schlimmer, er ist für mich ein Weichei. Ich weiß, dass es leider eine Illusion ist, dass sich Männer heutzutage die Hausarbeit mit ihrer Partnerin teilen. Viele junge Paare scheinen echt noch im Geist der 70er stecken geblieben zu sein und überlassen das Putzen den Frauen. Ich kenne das von meiner Mutter, mein Vater brauchte nie beim Abtrocknen zu helfen, das ist Frauenarbeit, hat meine Mutter gesagt, das wabert noch in vielen Männer-Köpfen herum. Und in Köpfen von Frauen. Das denkt auch die Mutter von Felix.


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