Angst vor Konflikten: Warum sie die Beziehung gefährdet und wie Sie sie überwinden

Angst vor Konflikten zu haben, ist ein menschlicher Urinstinkt. Aber: Chronische Angst vor Konfrontation kann Beziehungen sogar gefährden! Lesen Sie in diesem Artikel, warum das so ist und was Sie tun können, um weniger konfliktscheu zu sein

Szenen einer Ehe: Sie wünscht sich, dass die gemeinsame Terminplanung besser läuft. Er will mehr Freiraum für sich haben. Sie sehnt sich nach mehr Geborgenheit. Er will mehr Sex. Eigentlich herrscht dringend Redebedarf. Doch stattdessen geschieht … nichts!

In vielen Partnerschaften herrscht das große Schweigen. Der Grund: die Angst vor Konflikten. Schließlich könnten diese die Harmonie der Beziehung stören. Doch wenn beide Partner die Probleme totschweigen und einem Streit lieber aus dem Weg gehen, erreichen sie letzten Endes das genaue Gegenteil: Die Unzufriedenheit wird immer größer und entwickelt sich psychisch und emotional zur großen Belastung. Unter Umständen kann sie sogar körperliche Folgen nach sich ziehen. Ein mögliches Ergebnis: Sie bekommt Depressionen, er geht heimlich fremd. Erst in einem großen finalen Streit entladen sich alle angestauten Emotionen und richten den totalen Kollateralschaden an, der das Ende von allem bedeutet.

Damit Ihnen das nicht passiert, haben wir einen kleinen Guide zusammengestellt mit nützlichen Tipps und Hintergrundinfos zum Thema Konfliktangst:

Was sind die Ursachen für die Angst vor Konflikten?
Die Angst vor Konflikten überwinden: 5 Tipps
1. Akzeptieren Sie Konfliktsituationen
2. Stärken Sie Ihr Selbstwertgefühl
3. Überprüfen Sie Ihre negative Bewertung
4. Trennen Sie Person und Thema
5. Bleiben Sie klar und sachlich
Fazit: Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende

Was sind die Ursachen für die Angst vor Konflikten?

Die Angst vor Konflikten kommt nicht aus heiterem Himmel, sondern hat sich im Laufe Ihres Lebens vielmehr als Strategie entwickelt, um Streit vermeiden zu können. Wie bei so vielen Themen in unserem Leben, spielen hier Kindheitserfahrungen eine wichtige Rolle. Vielleicht waren Sie bereits damals Situationen ausgesetzt, in denen Sie Auseinandersetzungen und Konflikte als etwas Bedrohliches erlebt haben. Ihre Meinungen und Gefühlsäußerungen wurden von Ihren Eltern möglicherweise nicht ernst genommen. Mutter und Vater reagierten womöglich sogar mit Wutausbrüchen, Liebesentzug oder Gewalt. Es mangelte eventuell auch an der Bereitschaft Ihrer Eltern, sich anschließend wieder mit Ihnen zu versöhnen. So haben Sie gelernt, dass Sie dafür bestraft werden, wenn Sie sich in eine Konfliktsituation begeben. Vielleicht haben Sie sogar die Einstellung entwickelt, selbst kein Recht auf eine eigene Meinung haben zu dürfen. Aus diesem Grund haben Sie bereits als Kind versucht, stets brav und gehorsam zu sein, aus der dauerhaften Angst heraus, sich falsch zu verhalten. Dabei bestimmten auch Scham und Schuldgefühle Ihre Gefühlswelt.

Was das Ganze noch verstärkt, ist die Tatsache, dass Sie im Laufe der Jahre aus lauter Angst vor Konflikten verlernt haben, sich selbst anzunehmen. Umso mehr dürsten Sie nach der Akzeptanz und Anerkennung durch andere. Um diese nicht zu gefährden, ziehen konfliktscheue Menschen immer wieder den Kürzeren und tun alles dafür, einen Streit bereits im Vorfeld zu vermeiden. Damit wird aber auch die Selbstachtung komplett unter den Tisch gekehrt.

Die Angst vor Konflikten überwinden: 5 Tipps

Wenn auch Sie zu den notorischen Konfliktvermeidern gehören oder selbst mit einem konfliktscheuen Partner liiert sind, können folgende Tipps vielleicht mehr Klarheit in Ihren vorgetäuscht harmonischen Beziehungsalltag bringen. Folgende Punkte können eine Anregung dafür sein, die Angst vor Konflikten zu überwinden.

1. Akzeptieren Sie Konfliktsituationen

Heile-Welt-Illusionen dürfen Sie gleich mal ad acta legen. In Beziehungen gehört Streit einfach mit dazu. Sobald zwei Menschen in irgendeiner Form miteinander zu tun haben, sind Reibungen vorprogrammiert. Das müssen Sie lernen zu akzeptieren. Sonst hadern Sie nur weiter damit, dass Sie Ihre eigenen Interessen wieder einmal nicht durchgesetzt haben und halten Ihre Angst vor Konfrontation nur weiter aufrecht.

2. Stärken Sie Ihr Selbstwertgefühl

Werfen Sie alte Verhaltensmuster über Bord! Selbstverständlich haben Sie das Recht auf eine eigene Meinung. Sie verdienen es, auf Augenhöhe mit dem Partner gleichwertig behandelt zu werden. Werden aus Angst vor Konfrontation immer nur die Interessen des anderen durchgesetzt, herrscht dauerhaft ein Ungleichgewicht, was die Beziehung langfristig emotional belastet. Warum sollten Ihre Bedürfnisse weniger wichtig sein?

3. Überprüfen Sie Ihre negative Bewertung

Wenn Sie Angst vor Konflikten haben, dann machen Sie sich bewusst, dass ein Streit nicht nur Nachteile hat. Begreifen Sie eine Konfliktsituation weniger als eine Bedrohung, sondern vielmehr als eine Chance auf Verbesserung. So können Sie eine gesunde Streitkultur in Ihrer Partnerschaft entwickeln. Je besser beide Partner über die Interessen und Bedürfnisse des jeweils anderen Bescheid wissen, umso schneller lassen sich die Fronten klären und Missverständnisse bereinigen, noch bevor alles in einem großen Streit eskaliert.

4. Trennen Sie Person und Thema

Nur weil Ihrem Partner vielleicht Ihre Meinung missfällt, muss das noch nicht gleich Kritik an Ihrer Person bedeuten. Um die gemeinsame Streitkultur zu kultivieren, müssen beide Partner lernen, die eigene Person vom Thema des Konflikts zu abstrahieren. Nur so können Sie gelassener und objektiver mit der Situation umgehen und die Angst vor Streit etwas eindämmen.

5. Bleiben Sie klar und sachlich

Viele Ratgeber empfehlen, in Streitgesprächen so genannte Ich-Botschaften zu verwenden, weil sie die Kommunikation etwas entschärfen. „Ich merke, dass es mich allmählich wütend macht, dass du deine Socken überall herumliegen lässt.“ Auch wird hier und da empfohlen, prominente Gift-Worte wie „immer“, „ständig“ und „andauernd“ möglichst zu vermeiden. Es kann sein, dass Ihr Partner die Socken nur manchmal liegen lässt, auch wenn Sie es vielleicht anders empfinden mögen. Solche Entschärfungen können helfen, in einer Konfliktsituation objektiv zu argumentieren. Aber: Lassen Sie auch Ihre Gefühle zu, und versuchen Sie diese nicht ständig und krampfhaft hinter einstudierten Floskeln zu verbergen. Ein emotionaler Ausbruch ist legitim, um Luft abzulassen. Danach sollten Sie aber klar und sachlich reflektieren, wie es dazu kommen konnte, und sich wieder miteinander versöhnen.

Fazit: Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende

Je früher Sie lernen, mit Ihrer Angst von Konflikten umzugehen und sich einer Konfliktsituation stellen, desto schneller und erträglicher kehren wieder Frieden und Harmonie ein. Haben Sie also Mut und weichen Sie nicht aus! Beginnen Sie, eine Streitkultur zu entwickeln, bevor sich die Amplitude Ihrer Emotionskurve nur noch im Schweige- und Explodier-Modus bewegt. Je geringer die Ausschläge, desto schneller nähern Sie sich Ihrem Partner wieder an.


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