Wie bleibt man Paar und nicht nur Eltern?

Michel, 40, hat erfahren, dass „wir gerade in den ersten 12 Monaten sicherlich kaum noch ein Paar gewesen sind, sondern “nur” noch Eltern.“ Was aber gar nichts Schlimmes sei. „Ich habe jede Minute mit den Lieben sehr genossen.“ Auch die kleine Tochter innerhalb der Familie mal über Nacht abzugeben, kam nicht in Frage. „Die Großeltern haben nur tagsüber mal übernommen.“ Allerdings, so gibt er zu, sei ihr Nachwuchs sehr pflegeleicht gewesen. „Wenn man noch einen Stöpsel hat, der nicht schlafen oder essen will oder nur schreit, dann ist die Belastung sicherlich nochmal eine ganz andere“, glaubt der Versicherungskaufmann.

Nagelprobe Schreikind, Falle Doppel-Vollzeit-Arbeit

Markus hat dies erlebt: „Unser Erster war ein Schreikind. Und das hat die Beziehung zwischen meiner Frau und mir damals auf eine echte Probe gestellt“, gibt der 36-jährige Physiotherapeut zu. „Der Schlafmangel hat sehr an den Nerven genagt, und das haben wir uns gegenseitig dann leider auch mal spüren lassen.“ Um dem Stress zumindest zeitweise zu entgehen, hat das Paar Maßnahmen ergriffen. „Es mag nach Rabeneltern klingen, aber wir haben den Kleinen zwischendurch drei, vier Mal für jeweils eine Nacht bei Oma und Opa abgegeben, um mal durchzuatmen – und durchzuschlafen.“ Darüber hinaus haben sich sowohl er als auch seine Frau ein paar Mal abwechselnd ausquartiert. „Ich hab dann bei einem Kumpel auf der Couch gepennt, und einige Male war ich über Nacht geschäftlich unterwegs. Auch meine Frau ist hin und wieder zu ihrer Schwester ins Gästebett geflohen.“ Im Nachhinein sei es für alle das Beste gewesen. „Rückblickend glaube ich, dass diese Maßnahmen letztlich unsere Ehe, und damit unsere intakte Familie gerettet haben“, sagt er lächelnd, aber nachdenklich.

Sein Rat fällt entsprechend aus: „Man sollte sich nicht schämen, wenn man nicht mehr kann. Es ist keine Schande, sich Unterstützung zu holen, oder das Goldstück mal abzugeben. Denn das hat ja nichts mit mangelnder Liebe zu tun. Es ist schlicht Selbstschutz und am Ende zum Wohle aller Beteiligten.“


Comments are closed.

Weitere interessante Beiträge