Verliebt in einen Narzissten: Wie sich Liebe nicht anfühlen darf

Unsere anonyme Leserin war in einen Narzissten verliebt. Nun möchte sie ihre persönlichen Erfahrungen mit der Liebe zu einem Narzissten öffentlich teilen, um sich selbst und anderen in Erinnerung zu rufen, wie sich Liebe auf keinen Fall anfühlen darf, und aufzudecken, wie Narzissten lieben

Ich hielt es ohne Schlaftabletten und Antidepressiva nicht mehr aus

Eines abends dachte Chris, dass ich ihm zu wenig Miete überwiesen hatte. Wir waren auf dem Weg zum Flughafen, um eine Freundin abzuholen und er schrie über 25 Minuten aus voller Kehle auf mich ein. Ich konnte natürlich nicht aus dem Auto raus, die meiste Zeit waren wir auf der Autobahn. Er schrie und schrie und schrie, ich weinte und zitterte. Er sagte mir, wie „krank ich bin mit meinen scheiß Psychoproblemen“, wie bemitleidenswert, da ich ja „immer nur am Heulen war wie eine 4-Jährige“, „er die Schnauze voll hat von dieser Scheiß-Beziehung mit mir“. Als ich letztendlich aus dem Auto sprang, befahl er mir, mich wieder zu ihm ins Auto zu setzen, während er bis 3 zählte, denn wenn ich bis dahin nicht wieder im Auto säße, würde er wegfahren und es sei „für immer vorbei mit uns“. Ich setzte mich wieder ins Auto.

Ich konnte danach keine Nacht mehr ohne Schlaftabletten schlafen und erhielt auch ein Antidepressivum von meiner Ärztin, da ich im Alltag nicht mehr funktionierte. Panikattacken, Kreislaufprobleme, Appetitschwund, das war meine Realität. Nach dem Ausbruch entschuldigte er sich auch zwei Tage lang nicht, er sprach nicht einmal mit mir. Sagte, es „sei meine Schuld, dass es so weit gekommen ist“ und er brauche jetzt Ruhe von mir.

Als ich dann wieder einmal meine Sachen gepackt hatte, das Taxi wartete bereits unten auf mich, kam er gerade nach Hause und flehte mich unter Tränen an, doch bei ihm zu bleiben. Er liebt mich und will nur mit mir diese Zukunft, sagte er. Keine andere Frau hätte ihn jemals so beeindruckt wie ich ihn, und er könne sich sein Leben ohne mich nicht vorstellen. Und wieder blieb ich. Mit Magenschmerzen und allen weiteren Symptomen. Er versuchte mich zu pflegen, kaufte für uns ein, brachte mir Blumen und überhäufte mich mit Komplimenten, damit es mir besser ginge. Er sprach von der Zukunft: unserer gemeinsamen Weltreise, unserer Verlobung eines Tages und dass er hoffe, dass unsere Kinder meine Augenfarbe bekämen.

In mir drinnen war ein fürchterlicher Druck

Doch es ging mir nicht besser. Ich schlief kaum noch und wanderte nachts verzweifelt durch die Straßen, um mich irgendwie innerlich zu beruhigen. Ich wurde abhängig von den Schlaftabletten und schlug mich manchmal in völliger Verzweiflung selbst, da ich irgendeinen anderen Schmerz fühlen wollte, außer diesen Druck in mir drin.

Ich versuchte mich zu trennen, denn mein Gefühl sagte mir, dass er mir nicht guttat. Nur rationale Antworten fehlten mir. Ich schaffte es nicht, denn er zog mich immer wieder zurück an sich ran, überzeugte mich, wie gut wir für einander seien und dass ich „nur eine Depression habe, wie es ganz normal für viele Menschen ist“. Er machte mir einen Termin bei einem Psychiater und ermutigte mich, meine Tabletten weiter zu nehmen. Wir buchten Tickets für unsere Weltreise, doch selbst das war kein Anlass zur Freude für mich.

Er war so enttäuscht von meinem Fehlen an Enthusiasmus und Liebe in dieser Zeit und kam eines Tages nach Hause und sagte mir, er hätte heute eine tolle Frau kennengelernt, mit der er sich einen Neuanfang vorstellen könne, ohne diesen Schmerz und diese Probleme mit mir. Er traf natürlich genau meinen wundesten Punkt – meine Eifersucht – und ich hatte einen Nervenzusammenbruch. Ich zog für vier Tage aus. Er bettelte mich an, zurückzukommen, sagte, er hätte es nicht so gemeint und er bereue seine Worte zutiefst. Wieder kam ich zurück.


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