Verliebt in einen Narzissten: Wie sich Liebe nicht anfühlen darf

Unsere anonyme Leserin war in einen Narzissten verliebt. Nun möchte sie ihre persönlichen Erfahrungen mit der Liebe zu einem Narzissten öffentlich teilen, um sich selbst und anderen in Erinnerung zu rufen, wie sich Liebe auf keinen Fall anfühlen darf, und aufzudecken, wie Narzissten lieben

„Mit sowas wie dir will man nicht befreundet sein“

Wochen später hatte er einen schlechten Tag und sagte er mir nach einem Abend mit seinen Freunden Folgendes: „Weißt du, ich wünsche mir eigentlich eine Frau, bei der die Leute „Wow“ sagen, weil sie stark und schön ist und eine Präsenz hat. Ich war nie stolz auf dich, das ist der Grund, warum ich auch nie Fotos auf Facebook von uns geteilt habe. Du und deine Scheiß-Depressionen, schau dich doch nur an, es ist kein Wunder, wenn sich Leute von dir abwenden, denn mit sowas wie dir will man nicht befreundet sein.“

Selbst danach blieb ich noch. Erst zwei Nächte später fiel der Groschen. Die Beziehung war die Ursache, warum es mir so schlecht ging, ER war die Ursache für meine Schlafstörungen und meine Essprobleme, ER war keine Hilfe und Stütze, so wie er sich selbst gern betitelte, sondern er war das PROBLEM. Noch am selben Morgen packte ich meine Sachen, machte Schluss und zog aus.

Die späte Erkenntnis: Ich war verliebt in einen Narzissten

Im Nachhinein erfuhr ich durch viele Recherchen, dass es einen Namen für das gibt, was ich erlebt habe: Ich hatte mich in einen Narzissten verliebt. Jemand, dem es wichtig ist, Ansehen und Status zu haben, der nach Bewunderung und Zuneigung lechzt und der das Gefühl hat, dass alle Menschen zu seiner Bedürfnisbefriedigung da seien. Ich hatte die Rolle der hübschen Freundin an seiner Seite, die ihn verwöhnt und die bei Versagen mit Verachtung, Liebesentzug und Wutausbrüchen bestraft wurde. Narzisstische Menschen haben das starke Bedürfnis, ihre Mitmenschen zu kontrollieren und im Nachhinein sah ich, dass ich mich komplett bis zur Selbstaufgabe in dieser Beziehung verloren hatte, da ich alles für ihn getan hatte, um die Harmonie aufrecht zu erhalten.

Noch Monate nach der Trennung kamen Liebeserklärungen, Geschenke, Entschuldigungen, Tränen, über 100 E-Mails, Anrufe und Nachrichten. Mal vorwurfsvoll und geladen von Unterstellungen, mal liebevoll und „einfühlsam“. Er kann es nicht verstehen, wie ich Schluss machen konnte und jegliche Bitte, mich in Ruhe zu lassen, schlägt er in den Wind. Er wisse nun, was er falsch gemacht habe und könnte es jetzt anders machen, ich müsste ihm nur eine Chance geben, denn jeder habe zweite Chancen verdient.

Ich habe seit meiner Erkenntnis die Trennung konsequent durchgehalten und habe keine Rückzieher gemacht. Er ist wie eine Efeu-Pflanze die mich umschlingt und erdrückt. Ich musste mich befreien, um wieder Luft zum Atmen zu kriegen. Es geht mir mittlerweile wieder gut. Ich schlafe, ich esse, ich lache und bin frei. Ich habe bereits kurz nach der Trennung alle Medikamente abgesetzt.


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