unerhört: Wird er sie verlassen?

Frage: Ist er ein Beziehungsverweigerer?

Nach einer dreijährigen Beziehung hat sich mein Freund von mir getrennt mit der Begründung, dass er keine Gefühle mehr für mich empfinde. Tatsächlich hat er angeboten, “Freunde zu bleiben” und sucht auch immer wieder Nähe und Kontakt. Wir haben kürzlich das ganze Wochenende zusammen verbracht. Beiläufig erwähnte er jedoch, dass er sich vorstellen könne, irgendwann eine andere zu treffen.

Wir hatten immer Höhen und Tiefen. Wie alle Paare. Wirklich stressig wurde es, als er in seinen alten Heimatort in der Nähe zurück zu Familie und Freundeskreis zog. Ich fühlte mich vernachlässigt und hatte Angst, ihn zu verlieren. Vorher war es genau anders herum gewesen: Er fürchtete eigentlich immer, dass ich ihn verlassen würde und hat er sich auch viel Mühe gegeben, mir seine Liebe zu zeigen. Im letzten halben Jahr jedoch ging von ihm kaum noch etwas aus.

Seine Eltern haben sich früh getrennt und das Verhältnis zu ihnen war nie gut, deshalb vermute ich nun nach dem Lesen eines Beitrages bei Euch, er ist ein aktiver Beziehungsverweigerer. Gibt es etwas, das ich nun tun kann?

Antwort: Erliegen Sie nicht der Versuchung, Freunde zu bleiben

Wenn Ihr Freund ein aktiver Beziehungsverweigerer ist, könnte er Ihnen das selbst beantworten. Da es sich hierbei um Personen handelt, die Nähe bewusst nicht zulassen möchten oder können, sind ihnen ihre vermeidenden Verhaltensweisen meist durchaus bewusst. In diesem Fall könnte Furcht vor Nähe ein Ansatz sein, über seine Ängste zu sprechen. Sie könnten gemeinsam Situationen beschreiben, in denen er sich unwohl fühlt und was in ihm den Impuls setzt, sich zurückzuziehen. Dann lässt sich zusammen überlegen, wie solche Situationen vermieden oder abgeschwächt werden können. Eifersucht kann solche Impulse verursachen.

Nach Ihrer Beschreibung hat er sich jedoch in der letzten Zeit Schritt für Schritt von Ihnen distanziert – bis hin zur Ankündigung, er wäre frei für neue Kontakte. Das ist schmerzhaft, jedoch klingt das weniger nach Furcht vor Nähe als nach einer Entscheidung gegen Ihre Beziehung. Wenn Sie sich um Ihre Beziehung und ihn bemühen möchten, dann setzen Sie sich vielleicht eine Frist, damit – falls es dabei bleibt – die Trennung nicht noch schmerzhafter für Sie wird. Das ist vor allem zu Ihrem Selbstschutz und kein Nähe-Distanz-Spiel. Möglicherweise muss er tatsächlich erst erleben, was er an Ihnen hatte – doch dazu müssen Sie ihm sicher zunächst diesen Raum gewähren. Erliegen Sie in dieser Situation nicht der Versuchung, „Freunde“ zu bleiben.