unerhört: Sie kann sich nicht entscheiden

Unser Leser wünscht sich eine Beziehung zu einer Frau, die sich zwischen ihm und einem anderen Mann hin- und hergerissen fühlt. Wie kann er sie überzeugen, dass er der Richtige für sie ist?

Antwort: Glauben Sie ihr: Sie will wirklich keine Beziehung

Ihre Partnerin ist hin- und hergerissen zwischen Ihnen und ihrem anderen Kontakt. Um sich zu entscheiden, hat sie um eine Auszeit von sechs Monaten gebeten. Darauf haben Sie sich zunächst auch eingelassen. Wenn ich Sie richtig verstanden habe, können Sie diese Wartezeit aber nicht länger ertragen und planen eine zeitnahe Kontaktaufnahme mit dem Wunsch nach einer sofortigen Entscheidung.

Ihren Wunsch kann ich sehr gut verstehen und kann nachvollziehen, dass Sie sich in dieser – wie Sie schreiben – „Hinhalte”-Situation hilflos und verletzt fühlen. Auch dass Sie sich vermutlich permanent in Gedanken auf das Gespräch mit ihr vorbereiten, um sie in diesem davon zu überzeugen, dass Sie eben doch der passendere und bessere Partner für sie wären, weil sie verbindlicher sind und letztlich ihre Wünsche nach einem Beziehungsmodell mit gemeinsamer Wohnung und gemeinsamen Reisen teilen und erfüllen könnten.

Gleichzeitig signalisiert das Verhalten Ihrer Partnerin, dass sie genau dieses Gespräch jetzt nicht führen möchte. Wenn ich Sie richtig verstanden habe, möchte sie – selbst wenn sie mit ihrem Freund bricht – keine Beziehung eingehen. Mein Eindruck ist, dass Sie ihr das nicht glauben können und ich frage mich, warum. 

Wenn es tatsächlich so ist, dass sie sich im Moment nicht für Sie entscheiden kann und überhaupt keinen Entschluss fassen möchte, dann hält sie Sie nicht hin. Dann ist dieser Eindruck Ihre Interpretation und Ihr – durchaus verständliches – Gefühl. Aber letztlich erleben Sie eine deutliche Zurückweisung und es ist ganz alleine an Ihnen zu überlegen, wie Sie mit dieser Zurückweisung umgehen können.

Ich kann verstehen, dass Sie die Unsicherheit nicht länger ertragen können. Doch komme ich nach Ihrer Schilderung leider zu dem Schluss, dass diese Unsicherheit weniger auf Basis der Entscheidungen ihrer Partnerin basiert, denn die wirken doch sehr eindeutig, sondern eher Folge Ihrer Hoffnungen und Wünsche ist. Diese sind natürlich okay, aber sind Sie auch Erfolg versprechend?

Möglicherweise, aber ich kann hier nur spekulieren, ist am Freund Ihrer Partner für sie gerade interessant, dass er distanziert ist und nicht zu haben. Dieses Gefühl müssten Sie eigentlich kennen, denn Ihnen geht es offenbar ganz genauso. Ich will Ihnen keine Nähe-Distanz-Spiele empfehlen, gleichzeitig werden Sie sich leider bei einer Person, die das Unerreichbare spannend findet, nicht interessant machen, wenn Sie verfügbar sind.

Verstehen Sie mich bitte nicht falsch! Ändern Sie sich nicht! Ich warne Sie davor, sich und Ihre Wünschen zu verbiegen. Sie müssen sich nicht Liebe verdienen, denn Sie sind liebenswert und liebenswürdig. Ich wünsche Ihnen, dass Ihre Partnerin dies erkennen kann, aber möglicherweise ist ihr Bindungsverhalten so, dass ihr das nicht gelingen wird, denn – genau wie Sie – fühlt sie sich vielleicht besonders hingezogen zu eher distanzierten Menschen mit einem vermeidenden Bindungsverhalten, um deren Zuneigung sie sich sich bemühen muss. Leider passen Menschen mit solch ähnlichen Prägungen nicht gut zusammen, denn die Paar-Dynamik, die sich dadurch ergibt, ist extrem schmerzhaft, wie Sie gerade erleben.

Ich wünsche Ihnen die Kraft mit dieser Entscheidung umzugehen und nach vorne blicken zu können und offen zu sein für künftige Begegnungen mit Menschen, die sich Ihnen zuwenden und nicht, die sich von Ihnen abwenden.

unerhörtehrlich

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