Vom “Männer sind Schweine”-Virus

Einmal infiziert, für immer gebrandmarkt. Gastautorin Anna Karolina Stock über das “Männer sind Schweine”-Virus und vom Dilemma, dass Männer taffe Frauen ohne Vergangenheit wollen

Verdammt, es hat mich erwischt. Nach all den Jahren geht es mir nun doch an den Kragen. Die Seifenblase aus Hoffnungsschimmer und der Überzeugung, dagegen immun zu sein, ist mit einem Mal zerplatzt. Wie naiv ich doch war. Denn keine Frau ist vor dem Virus sicher — egal wie taff, wie unabhängig, wie selbstbewusst sie eigentlich ist. Einmal infiziert, zehren die Betroffenen oft sehr lange daran und werden die Folgen nur schwer wieder los. Und jetzt soll auch mich dieses Virus aus dem Hinterhalt überfallen haben? Mich selbstständige, starke Frau? Das kann einfach nicht sein. Doch die Symptome sprechen für sich: mal heiß, mal kalt, mal schweißgebadet, das Herz schwer, der Puls rasend, die Gedanken verwirrt  —  ich verstehe mich selbst nicht mehr. Was geschieht nur mit mir?

Viele Frauen haben mir schon davon erzählt, sich hilflos und wütend bei mir beschwert. Weil sie nicht weiter wussten, verzweifelt nach einem Ausweg suchten und das Virus bekämpfen wollten. Um endlich wieder ein normales Leben führen zu können. Sogar Freundinnen habe ich leiden und an den Folgen des Virus zerbrechen sehen. Es ist kein Liebeskummer und auch kein Lampenfieber, es ist viel schlimmer. Das Virus befällt, beißt sich fest und lässt so schnell nicht wieder los. Wie ein Wurm zerfrisst es dich von innen und erinnert dich Tag für Tag daran: „Männer sind Schweine“ -MSS.

Wie der Name erahnen lässt, wird das MSS-Virus von Männern übertragen. Es geht um die Sorte Mann, über die wir im Nachhinein nur sagen können: „F*#$k you all, you little asses, f*#$k you all, you make me sick“. Genau die Männer, die lediglich Saufen, Feiern und Rumpennern im Kopf haben, sich keine Gedanken über die Tragweite ihres egoistischen Verhaltens machen, uns ohne Gewissensbisse nach Strich und Faden belügen und betrügen und uns am Ende  – egal wie umwerfend sie uns eigentlich finden  –  voller Seelenruhe und Stolz einfach abschießen und gleichzeitig zu sich selbst sagen: „Jetzt muss ich erstmal mein Leben leben.“ Auf unsere Gefühle, geschissen. Auf unsere Seele, geschissen. Auf unsere Zukunft, geschissen. Wen juckt es schon, dass wir nicht weiter wissen und wider Willens den Mistkerl, der uns das angeht hat, auch noch vermissen?


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