Vom “Männer sind Schweine”-Virus

Hin- und hergerissen kämpfe ich gegen meine Skepsis an. Meine Gefühle fahren Achterbahn  –  ein Looping nach dem anderen  – bis mir schlecht ist. Von „Verschwinde, du Idiot!“ bis „Nein, bleib doch!“, werfe ich dem Neuen die ganze Palette an den Kopf. Meine Bedenken, Vorbehalte und Mutmaßungen halten mich in mir selbst gefangen. So gerne würde ich ihm vertrauen. So gerne würde ich glauben, dass er mich mag. So gerne wäre ich gelassener. Doch ich weiß einfach nicht, was ich noch glauben kann. Um mich zu schützen, reagiere ich kühl und lasse seine liebevollen Worte nicht an mich heran. Nochmal falle ich auf das Gefasel und die Lügen nicht herein. Den Fehler mache ich kein zweites Mal. Dadurch bestrafe ich den Neuen  – verdienter- oder unverdientermaßen  – für das egoistische Fehlverhalten aller MSS-Männer, die mich kaputt gemacht und überhaupt erst in diese Verrücktheit getrieben haben.

Und hintenherum beschwert sich dann der Mann, wie eine Frau nur so viel jammern kann. Er fragt sich, wo die taffen, selbstbewussten und starken Frauen geblieben sind. Dass er keine Frau will, die immer auf der Lauer hockt, fanatisch nach Fehlern sucht und ständig ungläubig hinterfragt, ob er es wirklich ernst mit ihr meint. So eine völlig unvorbelastete Frau wäre ihm doch am Liebsten. Und genau an diesem Punkt liegt der Hase begraben. Nur um ein bisschen Spaß zu haben, sich nicht festzulegen, das Mannsein in vollen Zügen auszukosten, verletzen und betrügen sie uns, lassen sie uns wie heiße Kartoffeln zu Boden fallen. Infizieren uns mit ihrem MSS-Virus und brandmarken uns dadurch für immer. So verwandeln Männer ursprünglich selbstbewusste und selbstständige Traumfrauen in jammernde, unsichere Wesen, über die sie sich hinterher beschweren. Sie machen Frauen mit Vergangenheit aus uns, obwohl sie genau das nicht wollen. Ohne zu verstehen, dass jeder Einzelne von ihnen für irgendeine Frau auf der Welt der MSS-Scheißkerl ist, der sie infiziert und dadurch ihr Schicksal besiegelt hat. Die Schuld für dieses Dilemma auch bei sich zu suchen, begreifen leider nur die Wenigsten.

Dass mich das Virus befallen hat, lag nicht in meiner Hand. Fast jede Frau trifft es irgendwann. Wer bisher nicht infiziert wurde, Glück gehabt. Allen anderen bleibt nur, mit der Bürde zu leben und zu lernen, dass das mit Füßen getretene Selbstvertrauen wieder zurückgewonnen werden muss  –  uns zuliebe. Aus eigener Kraft müssen wir die jammernde Zweiflerin in uns wieder in eine selbstbewusste Traumfrau verwandeln. Und gleichzeitig Antikörper gegen künftige MSS-Infektionen entwickeln. Damit wir für den Tag gewappnet sind, an dem ein nach Jahren endlich einsichtiger MSS-Mann bei uns anrufen und sagen wird: „Jetzt ist mir alles klar, es war ein Fehler. Du bist die Frau, die ich will.“ Von der anderen Seite wird jedoch nur zu hören sein: „Sorry, the person you are calling is not available.“ – “Der Anschlussteilnehmer ist nicht erreichbar.”


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