Two-Face-Date: Wenn aus Charme Scham wird

Eine Strategie, keine Angriffsfläche zu bieten, ist, selbst aus allen Rohren zu schießen. Im Dauerfeuer abwertender Scherze und Vergleiche erhöht sich Mr. Two-Face, indem alle anderen erniedrigt werden. Und weil er den Freundeskreis nicht gut genug kennt – und nicht verärgern möchte –, ist man selbst die Zielscheibe.

So wie die Großtante diese peinlichen Kindheitsgeschichten immer und immer wieder ausgebreitet hat, so nimmt der neue Schwarm die Anekdoten, die man ihm im Einfluss romantischer Gefühle und dem ein oder anderen Glas Rotwein in durchquatschter Nacht anvertraut hat, und profiliert sich mit denen vor dem eigenen Freundeskreis. Während man der Großtante irgendwann den Mund verbieten konnte, lässt sich der neue Schwarm von einem bösen Blick nicht bremsen, im Gegenteil, er nimmt ihn auf und verwendet ihn als Waffe: „Sieh mal, das ist jetzt wohl peinlich, oder?“ Ja! Das ist es!

Wer ganz ehrlich ist, gibt zu, selbst auch schon einmal ein Two-Face-Date gewesen zu sein. Wer sich daran zurückerinnert, muss gestehen, durchaus auch vor Nervosität Grenzen verletzt zu haben. Und sei es nur nach der Vorstellung der Satz: „Ja, von dir habe ich schon viel gehört. Das wird sich schon wieder einrenken.“ Womit klar wurde, dass die – unter dem Siegel der Verschwiegenheit erzählte – Anekdote doch ihren Weg in unerwünschte Ohren gefunden hat. Es ist – wie alle Fehlverhalten – nur menschlich, Gutes zu wollen und dabei Schlechtes zu tun. So lernen wir.


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