Was ich von Dick Pics halte? Nichts.

In letzter Zeit fragt sich beziehungsweise-Autor Thorsten Wittke immer wieder, was das für Männer sein müssen, die die Frauen beim Online-Dating mit Dick Pics belästigen. Wie kommt es zu diesem absonderlichen Trend, sein bestes Stück ungefragt zum Besten geben zu wollen?

Immer häufiger begegnet mir in der letzten Zeit ein Phänomen, bei dem ich mich für meine Geschlechtsgenossen in Grund und Boden schäme. Immer dann, wenn mir Frauen von ihren Erlebnissen auf Dating-Portalen erzählen und mir Screenshots von mehr als plumpen Kontaktaufnahmen zeigen. Die Ära, in der man die Tageszeit nannte und Sätze noch aus Subjekt, Prädikat, Objekt bestanden, ist scheinbar eindeutig vorbei. Viele Herren der Schöpfung sind offenbar der festen Überzeugung, dass ein einziges Verb mit einem angefügten Fragezeichen der Auftakt sein kann, wenn schon nicht zu einer großen Romanze, dann doch zumindest zu einer heißen Nacht.

Diese Schwachköpfe werden eigentlich nur noch von den Neandertalern übertroffen, die unaufgefordert Bilder ihres kleinen Mannes per Messenger verschicken. Vermutlich in der Hoffnung, dass die Empfängerin voller Lust aus den Kleidern springt und sich mit Bildern ihrer Brüste bedankt. Es geht einfach nicht in meinen Kopf, was diese Typen sich dabei denken, wildfremde Frauen mit Fotos von ihrem Schniepel zu beglücken.

Welcher Mann ist mit Dick Pics erfolgreich?

Mich würde tatsächlich interessieren, ob schon mal irgendein Kerl Erfolg mit dieser Form der Annäherung hatte. Auf irgendwelchen Sex-Portalen könnte ich mir ja noch vorstellen, dass das funktioniert, aber auf Dating-Portalen?

Bis heute habe ich noch keine Frau kennengelernt, die zugegeben hätte, solch einen Typen im realen Leben getroffen zu haben. Die häufigst angetroffene Reaktion ist Ekel und manchmal, bei den ganz hart gesottenen Frauen, Belustigung. Erregung oder Neugier hat keine der Befragten verspürt.

Obwohl weltweite Studien belegen, dass Frauen auf das Betrachten erotischer Bilder genauso reagieren wie Männer und es zu einer breit gefächerten Erregung in mehreren Gehirnarealen gleichzeitig führt, schlussfolgern diese Untersuchungen aber auch, dass soziale Einflüsse wie Eltern, Schule oder der Staat so lange dazu beigetragen haben, Klischees und Tabus aufzubauen, so dass wir noch Lichtjahre davon entfernt sind, diese vollständig zu überwinden. Das heißt, obwohl Frauen heute deutlich freier und ungehemmter sind als Generationen vor ihnen, sind die Grenzen des guten Geschmacks immer noch einigermaßen allgemeingültig.


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