Ich könnte, sollte, müsste …

Was das Aufräumen des Kellers mit Partnersuche zu tun hat: Thorsten Wittke wünscht sich mehr Enthusiasmus beim Verlieben als einen vorsichtigen Konjunktiv. Nur mit Mut und Zuversicht kommen wir weiter. Wir müssen viel öfter wollen als sollen

Ich finde es schwierig, Menschen zu daten, die sagen „Ich war jetzt lang genug alleine. Ich sollte wieder eine Beziehung haben.“ Man kann mich ruhig pingelig nennen, aber ich störe mich am Konjunktiv. Warum verwendet mein Gegenüber die Möglichkeitsform? Ist er selbst nicht davon überzeugt oder wird er von irgend jemandem gezwungen, sich auf eine Romanze einzulassen? Viel positiver würde doch ein „Ich will wieder eine Beziehung haben.“ auf einen potentiellen Partner wirken. Dafür hat man sich schließlich in diesem Café oder wo auch immer getroffen.

Ich erwarte ja nicht, dass mein Gegenüber sich gleich schockverliebt, aber ein bisschen mehr Enthusiasmus würde den Karren schneller ins Rollen bringen und keine Bedenken bei mir wecken. Ich glaube fest daran, dass die Art, wie wir sprechen und denken, bestimmt, wie wir unser Leben leben.

Seit zwei Jahren denke ich zum Beispiel darüber nach, dass ich mal den Keller aufräumen und ausmisten sollte. Geblieben ist es bei ein paar halbherzigen Versuchen, die mich zwar in den Keller brachten, mich dort aber keine nennenswerten Erfolge erzielen ließen. Genauer gesagt, nach einer Viertelstunde lustlosem Hin- und Hergeschiebe einiger Kartons fand ich die Comic-Kiste und verbrachte den Rest des Tages mit den Heftchen auf der Couch.

Begleitet hat mich dabei zwar das schlechte Gewissen – die Forderung in meinem Kopf nach einem aufgeräumten Keller, weil doch schließlich alle anderen auch einen haben. Das war aber weniger Motivation, mehr ein Stressfaktor. Das Gedankenmuster, in dem ich mich bewegte, gab mir das Gefühl, noch viel weiter zurück zu sein, als ich es tatsächlich war. Also löste ich es nach dem Prinzip komm-ich-heut-nicht-komm-ich-morgen und ließ es ganz bleiben. Was mich letzten Endes gar nicht weiter brachte, weil ich mich einem Ziel verpflichtet fühlte, dass nicht meins war.


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