Warum es okay ist, auf Vanillasex zu stehen

Unsere Autorin Nadine Primo ist der Meinung, dass wir unseren Partner:innen beim Vanilla Sex zwar auch unsere Körper, aber vielmehr noch unsere Seele anvertrauen…

Ohne Augenkontakt, von hinten, ungebunden, aber dafür vielleicht festgebunden 

Okay, zugegeben, anfangs dachte ich, dass selbst Vanillasex mehr als die Missionarsstellung und vielleicht mehr Praktiken als „liebevollen Vaginalverkehr“ beinhaltet. Daher war mein erster Gedanke, dass dieses „rough, kinky, not vanilla“ ein sexuelles Begriffs-Pendant zu „non-monogamous, poly and open minded“ darstellt. Hier geben sich auch einige offener, toleranter und diverser als sie es letztlich wirklich sind.  

Zumindest habe ich die Erfahrung gemacht, dass die, die besonders „poly“ unterwegs waren, wohl eher polysexuell meinten. In Gesprächen beschrieben sie sich als offene Menschen, die gerne mehrere Menschen lieben würden. Aber sobald andere Menschen und Gefühle mit ins Spiel kamen, war es oftmals vorbei mit der Toleranz. Eifersucht, Neid und Unsicherheiten kamen zum Vorschein. Wirklich erfahren war kaum eine/r von ihnen in der poly-Praxis… und wollte sich dahingehend auch gar nicht weiter reflektieren bzw. darauf einlassen. Voll okay.  

Polysexuell würde in dem Fall besser auf sie zutreffen. Ungebunden, unabhängig, sexuell verfügbar, oberflächliche Verbindungen… klingt für mich eher nach Performance. Das Gegenteil von Polyamorie, denn hier geht es um weitaus mehr: Liebe, Verbindung, Intimität. Irgendwie Vanilla eben.  

Zuletzt habe ich selbst die Erfahrung gemacht, nachdem ich mich über einen längeren Zeitraum eher mit der Sorte dominanter, distanzierter Mann getroffen habe, wie schön es ist, sich mal wieder auf eine weiche Verbindung einzulassen. Intensives Küssen und Augenkontakt beim Sex ist schön und schafft Intimität. Die Missionarsstellung ist zu Unrecht in manchen Kreisen als langweilig und/oder konservativ verschrien. Auch hier gibt es Variationsmöglichkeiten. Kommt auf die Flexibilität an. Yoga macht’s möglich! 

Manchmal habe ich also auch Vanillasex und finde ihn gut. Warum auch nicht?  

Daher kann ich mich immer mehr mit den Menschen identifizieren, oder finde diese anziehender als zuvor, die in ihrer Beschreibung auch einen Wunsch nach Vanilla Sex ausdrücken. Es zeugt meiner Meinung nach eher von Vielschichtigkeit, wenn ein Profil weniger festgelegt ist und die Beschreibung einen Wunsch und Interesse nach diversen Spielarten beinhaltet.  

Es ist okay, Vanillasex zu haben und zu mögen 

Ein weiterer Gedanke, der mir kam: Geben wir uns ebenso wie in Beziehungsfragen auch bei unseren sexuellen Vorlieben nach außen hin gern unabhängiger, unnahbarer, oberflächlicher, vielleicht auch abgebrühter als wir wirklich sind? In Beziehungsfragen wollen wir besonders frei, tolerant und eifersuchtsfrei erscheinen und beim Sex experimentierfreudig und „rough“.  

Mir ist es einige Male passiert, dass die Männer, die sich besonders unantastbar gaben, spätestens nachdem sie gekommen sind, zu zerbrechlichen, empfindsamen und liebebedürftigen Wesen wurden. Ja ja, die Hormone… ich weiß! Oxytocin lässt grüßen. Viele von ihnen wirkten auch im Vorhinein und währenddessen nicht so selbstbewusst und abgeklärt, wie es ihr Dating Profil noch suggeriert hatte.  

Ich habe auf jeden Fall wieder was dazugelernt. Am Ende ist das, was wir vorgeben zu suchen, eben nicht unbedingt das, was wir wirklich brauchen.  

Also, vielleicht Vanilla einfach nochmal eine Chance geben, und zwar nicht nur im Eisladen? Ich für meinen Teil bin bereits überzeugt!  


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