Manchmal bist du selbst die toxische Person

Einen anderen Menschen als „toxisch“ zu bezeichnen, weil er Dinge tut, die uns nicht passen, ist leicht. Doch was ist eigentlich mit unseren eigenen toxischen Verhaltensweisen? Jeder hat sie und sollte sich damit auch auseinandersetzen, sagt unsere Autorin Jana Seelig.

Vielleicht haben wir es nicht gesehen. In vielen Fällen waren unsere Intentionen möglicherweise auch gut. Sie sind aber in die falsche Richtung abgedriftet, als wir für eine andere Person nur das Beste wollten. So haben wir sie nur unnötig unter Druck gesetzt und ihre eigenen Empfindungen zu einer Sache untergraben. Und manchmal, ja, manchmal, so ehrlich muss man sein, waren wir vielleicht sogar bewusst bösartig. Wir waren vielleicht verletzt und gekränkt und konnten unsere Gefühle nicht im Zaum halten.

All das ist nicht „nur“ toxisch, sondern in erster Linie vor allen Dingen menschlich. Was am Ende „gut“ und „böse“ unterscheidet, ist in meinen Augen allerdings, wie wir mit den Schäden, die wir bewusst oder bewusst bei anderen Personen angerichtet haben, umgehen. Dafür muss man allerdings bereit sein, ein paar Schritte zurückzutreten. Und sich selbst zu hinterfragen und dabei einzugestehen, dass man nur, weil man die eigenen Absichten für gut hält, es nicht automatisch auch gut für das Gegenüber sein muss.

Falsches Handeln findet in den meisten Fällen unbewusst und unbeabsichtigt statt. Der toxische Zyklus beginnt jedoch spätestens da, wo wir uns von unseren guten Absichten blenden lassen und lieber die andere Person als „undankbar“ und „giftig“ bezeichnen, statt zuzugeben, dass „gut gemeint“ am Ende eben doch das absolute Gegenteil von „gut“ ist. In dem Moment also, wo wir weiterhin so handeln, wie wir es für richtig halten, obwohl uns unser Gegenüber bereits gespiegelt hat, wie sie sich damit fühlt.

Die meisten „echten“ toxischen Menschen – also die, die das Label durchaus verdient haben und den Personen in ihrem Umfeld trotz besseren Wissens erhebliche emotionale, körperliche oder finanzielle Schäden zufügen – sind nicht in der Lage, die Perspektive zu wechseln und sich in die Position ihres Gegenüber zu begeben. Oder es ist ihnen schlichtweg egal. Da aber nur ein verschwindend kleiner Bruchteil aller Menschen boshaft agiert und es sich zum erklärten Ziel gemacht hat, seinen Liebsten zu manipulieren und ihr Selbstvertrauen zu zerstören, bedeutet das, dass der Großteil von uns tatsächlich in der Lage ist, sich nachhaltig zu ändern und toxische Eigenschaften abzulegen. Entweder in Eigenregie oder aber mit Hilfe einer Therapeutin.

Ganz egal, wie vielen Menschen wir – ob zurecht oder vollkommen ungerechtfertigt – das Label „toxic“ bereits aufgedrückt haben: Manchmal ist man selbst die toxische Person. Sich das einzugestehen kann sehr schmerzhaft sein – doch Einsicht ist ja bekanntlich der erste Schritt zur Besserung.


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