Wie sage ich, dass ich Lust habe? Von der Schwierigkeit, Sex zu initiieren

Vermutlich kennst auch du die folgende Situation aus dem Beziehungsalltag: Einer will Sex, artikuliert dies auf die eine oder andere Weise – und wird abgewiesen. Kein schönes Gefühl. Wie man Sex ohne Zurückweisung initiieren kann und was es mit der Lust bzw. Unlust in partnerschaftlichen Beziehungen auf sich hat, damit hat sich unsere Autorin Carina Starklauf beschäftigt

Eines vorneweg: Es sollte bei einem vertrauensvollen Miteinander immer möglich sein, das sexuelle Angebot des oder der Liebsten auszuschlagen. Und zwar ohne sich dafür rechtfertigen zu müssen. Nur so bleibt die Situation auch in Zukunft entspannt und keiner muss faule Ausreden erfinden. Dann bleiben dir Sätze wie „Ich habe Kopfschmerzen“ und „Heut im Büro war’s sooo stressig“ erspart. Und man selbst greift auch nicht voll schlechten Gewissens darauf zurück. Fadenscheinige Begründungen für die Unlust sind kontraproduktiv, wirken sie doch dem Verhalten entgegen, welches das gegenseitige Verlangen wieder ankurbeln kann: dem Herstellen von Intimität.

Begehrenswert fühlen, Begehren artikulieren

In den meisten Fällen hat die Unlust des Partners gar nichts mit dir zu tun. Das glaubst du nicht, weil er oder sie immer wieder Nein sagt? Auch das hat in erster Linie nichts mit dir als Person zu tun. Dennoch kannst du aktiv etwas am sexuellen Rückzug deines Gegenübers ändern. Zeige deinem Partner durch Gesten oder Worte, wie begehrenswert du ihn findest.

Gerade im Alltag wird oft vergessen, wie sehr der Umgang miteinander auf die Beziehung als Ganzes wirkt. Schaffe für euch kleine Momente, die dein Begehren zum Ausdruck bringen. Das kann ein ernst gemeintes Kompliment gepaart mit einer liebevoll-leidenschaftlichen Umarmung sein oder der Abschiedskuss, der länger und intensiver als sonst ausfällt. Sei kreativ und zeige einfach, wie toll du deinen Schatz findest.

Liebe ohne Leidenschaft führt zu Leidenschaft

Wichtig ist außerdem, Sexualität nie zu einer immer wiederkehrenden Pflicht werden zu lassen. Arbeitest du den wöchentlichen Sex wie einen Punkt auf eurer To-do-Liste ab oder merkst du, dass es deinem Partner so ergeht, dann solltest du schleunigst etwas daran ändern. Sonst läufst du Gefahr, dass die Ausreden sich häufen und Ablehnung statt Sex zur Routine wird. Logisch, dass man dann irgendwann gar nicht mehr fragt. Du merkst, so verhärten sich die Fronten nur.

Eine mögliche Strategie ist: Verbiete dir erst einmal den Gedanken an Sex. Kurbel stattdessen den Kuschelfaktor in deiner Beziehung an. Liebevolle Berührungen, Umarmungen oder zärtliches Streicheln in banalen Momenten können Intimität herstellen. Zeige deinem Partner so oft wie möglich, wie gern du ihn hast. Gerade Zärtlichkeiten, die nicht mit Sexualität einhergehen, können die Lust ankurbeln. Wenn ihr euch gegenseitig geborgen und geliebt fühlt, wird auch das Liebesspiel nicht als reine Triebbefriedigung oder gar Verpflichtung wahrgenommen. Dann kann die Frage nach Sex auch wieder ohne unangenehmes Gefühl gestellt werden.


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