Wenn ich Sex vermisse, meine ich vor allem Nähe

Bevor Menschen sprechen konnten, haben sie sich bereits berührt. Intimität in der Beziehung ist für Thorsten Wittke vor allem Nähe und Ausdruck von Gefühlen. Eine Antwort auf Jule Blogts Beitrag: So wichtig ist Sex in der Beziehung gar nicht

Als Single mache ich mir viele Gedanken über Dinge, die mir fehlen. Ich muss gestehen, neben Gesprächen, einem gelebten Miteinander, gemeinsamen Aktivitäten und Kuschelabenden, vermisse ich Sex. So richtig merke ich das, seit mein Nachbar frisch verliebt ist und – so vermute ich – jeden Abend das Kopfende des Bettes rhythmisch gegen die Wand knallen lässt. Anders kann ich mir das Geklopfe nicht erklären. Da kann man schon ein bisschen neidisch werden.

Nicht wegen der Triebbefriedigung, sondern einfach weil er jemanden hat, dem er so nah ist, wie zwei Menschen sich nah sein können.  Er hat jemanden, der mit ihm Intimität und Leidenschaft teilt. Lustvoller kann man sich gegenseitiges Vertrauen in einer Partnerschaft nicht aussprechen. Das ist Sex in einer Beziehung, zumindest für mich. Eine Ausdrucksform. Die nonverbale Möglichkeit, auszudrücken, was ich für den anderen empfinde. Auch wenn ich sonst viele Worte habe, manche Dinge kann ich einfach nur so zeigen. „Ich liebe Dich“ ist heutzutage so abgenutzt und drückt auch nicht das aus, was ich in diesem Moment empfinde. Augenkontakt, Berührungen, Leidenschaft und Hingabe, dieser Mix löst in mir Gefühle aus, die ich anders nicht in Worte kleiden könnte. Klar, es geht auch um Befriedigung. Aber eben nicht nur.

Manchmal ist Sex in der Liebe der kürzeste Weg aufeinander zu

Ich bin bereit, meiner Partnerin Macht über mich zu geben, die Kontrolle abzugeben und mich fallen zu lassen. Oder eben auch die Macht zu ergreifen, die Kontrolle zu übernehmen und sie aufzufangen. Ich denke nicht mehr darüber nach, was ich tue, ob das, was ich tue, richtig ist, wie ich aussehe, welche Geräusche ich mache oder ob mir gerade irgendwas peinlich sein sollte.


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