So gehen Sie mit Lustlosigkeit in der Beziehung um

Lustlosigkeit in der Beziehung ist kein seltenes Phänomen. Und vor allem kein Problem, das sich nicht lösen lässt. Expertin Gianna Bacio erklärt, was es damit auf sich hat und wie Sie wieder mehr Spaß an Ihrem Liebesleben haben

Hätte Ireen Sheer bereits 1991 geahnt, was sie mit ihrem Schlagersong „Heut‘ Abend, hab‘ ich Kopfweh“ prophezeite, wäre er womöglich nicht erschienen. Ob das nun gut oder schlecht ist, steht auf einem anderen Blatt. Fest steht aber, dass sie ein Phänomen besang, welches aktueller ist als je zuvor.

Die Migräne-Ausrede bei der Frage nach Sex wird ja klischeegemäß Frauen zugeschrieben. Doch auch immer mehr Männer sehen sich mit der Tatsache eines abnehmenden sexuellen Verlangens konfrontiert. Gerade in Langzeitbeziehungen wird das dann als „halb so wild“ oder „völlig normal nach so langer Zeit“ abgetan.

Lustlosigkeit ist verbreitet

Demgegenüber steht jedoch die hohe Anzahl derer, die darunter leiden. Mit ihnen auch ihre Partner und somit naturgemäß die gesamte Beziehung. Zudem ist Lustlosigkeit keinesfalls nur in Langzeitbeziehungen ein Problem. Auch sehr verliebte Menschen können von einer im Fachjargon „sexuell verminderten Appetenz“ betroffen sein.

Shirley Zussman, das Urgestein der Sexualtherapie, spricht in einem Interview von einer „Epidemie der Lustlosigkeit“. Zu ihr kommen die Leute heutzutage vor allem aus einem Mangel an sexueller Energie. Zussman kann auf eine mehr als fünfzigjährige Praxis als Therapeutin zurückblicken und erkennt einen klaren Bruch zur früheren sexuellen Revolution, bei der das Vergnügen im Vordergrund stand.

Keine Zeit für Lust

Ihr zufolge sind die Menschen von heute stets zu beschäftigt und abgelenkt. Die sozialen Netzwerke rufen ständig nach uns und drängen darauf, gehört und bedient zu werden. Wir fühlen uns überarbeitet, ermüdet und sind im wahrsten Sinne des Wortes erschlafft und lustlos.

Ich kann dem nur beipflichten. Gefühlt schauen mehr als die Hälfte meiner Mitmenschen permanent auf ihr Smartphone, unabhängig davon, ob mit oder ohne Begleitung. Wie sollen wir so in der Lage sein, innezuhalten und zu erkennen, was wirklich wichtig ist? Wie sollen wir so lernen, uns gegenseitig anzuschauen, geschweige denn anzufassen?


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