Rollenspiele – Warum wir manchmal jemand anders sein müssen, um ganz wir selbst zu sein

Rollenspiele können schnell albern oder peinlich wirken, aber Paare, die sich darauf einlassen, können neue Seiten ihrer Beziehung entdecken.

So bereichern Rollenspiele unser Sexleben

Ein sexueller Alias schützt uns in gewisser Weise: In einer erfundenen Rolle können wir Dinge tun, die im wahren Leben für unser tatsächliches Ich undenkbar wären. Lüstern, demütig, fordernd und pervers – das ist ja alles nur gespielt! So können wir uns in Rollenspielen leichter unserer schambefreiten Lust und unseren Neigungen hingeben. Die fiktive Situation dient sozusagen als Abstandshalter zur Realität.

Auf der anderen Seite ist auch der eindeutige Kontrollaustausch für beide Spieler reizvoll. Kontrolle abzugeben kann genauso erregend sein, wie eine andere Person beim Sex und drum herum zu kontrollieren. Für die “unten” spielende Person kann es sogar etwas Entspannendes haben, ein Gefühl des Loslassens. Beide genießen eine Auszeit vom Alltag, von Ansprüchen und Erwartungen.

Viele gängige Rollenspiele drehen sich außerdem um Tabus und Grenzwertiges. Denken wir nur an die ahnungslose Hausfrau, die vom Einbrecher überrascht und ins Schlafzimmer eskortiert wird. Bei solchen Spielen geht es um Macht, Autorität, Kontrollverlust und Abhängigkeit zu mimen. Dass uns Menschen das Verbotene besonders reizt, scheint in unserer Natur zu liegen. Fragt mal im Alten Testament nach Adam und Eva! Dabei ist der Hang zu Rollenspielen rund um fehlendes Einverständnis zum Sex kein Grund zur Besorgnis. Das ist ja das Schöne an einer fiktiven Situation – sie ist fiktiv! Kritisch wird es erst, wenn eine sexuelle Erregung ohne Gegenwehr gar nicht mehr entstehen kann oder sie diesen sicheren Rahmen verlässt.

Eine besondere Form des Rollenspiels ist übrigens das Petplay, bei dem einer oder beide Partner sich wie ein Tier verhalten. Ihr habt sie sicher schonmal gesehen, diese bizarren Fetisch-Wesen. Menschliche Hunde oder eindrucksvolle Lack-Pferde samt „Halter“. Petplay kommt für viele Akteure sogar ganz ohne eine sexuelle Komponente aus. Den Petplayern geht es mehr um einen „Urlaub vom Mensch sein“, bei dem Disziplin und Erziehung von beiden Seiten genossen werden.

Rollenspielregeln

Auch wenn wir uns in einem Rollenspiel gehen lassen und auch mal ein Tabu brechen dürfen, ist das kein Freifahrtsschein sich zu benehmen wie die Axt im Walde. Die Grenzen deiner Partnerperson(en) gelten zu jeder Zeit, egal in welcher Rollenkonstellation ihr euch befindet. Sprecht vorher unbedingt ab, wie weit ihr gehen wollt, gerade wenn es etwas gröber zur Sache gehen soll. Das gilt nicht nur auf körperlicher und sexueller Ebene, sondern auch verbal. Befehle, Dirtytalk, Schimpfwörter und Co. sind sexy, aber sehr individuell konnotiert.

Verliert niemals den Respekt füreinander oder vergesst, dass irgendwo unter der Hundemaske ein Mensch steckt. Tastet euch lieber mit einem seichten: „Ich will das du dich für mich ausziehst“ heran, statt den/die andere:n gleich mit „Zieh dich aus, du Miststück“ zu überrumpeln. Habt ihr einmal herausgefunden was euch anmacht, könnt ihr euch steigern.

Ein letzter Hinweis: Passt auf bei Rollenspielen in der Öffentlichkeit. Du weißt vielleicht, dass du gleich auf dem Heimweg gekidnappt und „gegen deinen Willen“ vernascht wirst – Deine Nachbarn eher nicht…


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